Folgende Forschungsprojekte werden aktuell in unserem Arbeitsbereich durch Drittmittel gefördert:

Projekt "Alles Top-Down? Einfluss von Kognition und Kategorisierung auf interozeptive Sensitivität und Bias bei Krankheitsangst" (2018-2020)

PI: Anna Pohl (DFG Gefördert)

Pathologische Krankheitsangst führt zu hohem persönlichen Leidensdruck und einer massiven Belastung des Gesundheitssystems. Einzelne krankheitsaufrechterhaltende Mechanismen wie die Verzerrung von Aufmerksamkeit hin zu krankheitsrelevanten Reizen und negative beziehungsweise katastrophisierende Einstellungen gegenüber Körperempfindungen sind gut belegt. Die Befundlage zur Wahrnehmung körpereigener Empfindungen (Interozeption) und dem Zusammenspiel der einzelnen Faktoren ist jedoch dünn. Ziel dieses Projekts ist es den Einfluss von krankheitsrelevanten kognitiven Schemata und fundamentalen Wahrnehmungsprozessen (erfasst über Kategorisierung interozeptiver Reize) auf die Wahrnehmung körperbezogener Empfindungen zu untersuchen. Dafür verwenden wir zwei adaptierte Versionen der somatischen Signaldetektionsaufgabe (SSDT) und zwei Experimente zur Wahrnehmung kategorisierter Atemwiderstände. In der ersten Studie werden krankheitsrelevante Kognitionen und Ängste mit Hilfe eines vorgetäuschten Magnetfeldes aktiviert. Dann werden gesunden Probanden in der SSDT in mehreren Bedingungen taktile Reize nahe der Wahrnehmungsschwelle präsentiert, wobei der taktile Reiz nicht in jedem Durchgang vorkommt. Mit Hilfe dieses Experiments prüfen wir, inwiefern die Annahme ein starkes elektromagnetisches Feld sei aktiviert, vermehrt zu illusorischen taktilen Empfindungen führt. In Studie 2 und 3 werden Patienten mit pathologischer Krankheitsangst in einer weiteren adaptierten SSDT und einem Experiment mit kategorisierten Atemwiderständen untersucht. In der SSDT werden mit dem zu Studie 1 analogen Ziel krankheitsbezogene Worte zur Aktivierung krankheitsrelevanter Schemata präsentiert. In Studie 3 werden Atemwiderstände aus zwei Kategorien mit niedriger (A) und hoher (B) Intensität präsentiert und sollen von den Probanden zunächst gelernt und später bezeichnet werden. Wir untersuchen hier, inwieweit Patienten an der Kategoriengrenze ein liberaleres Antwortverhalten zeigen und eher Widerstände der niedrigen Intensität der Kategorie mit der höheren Intensität zuordnen. In der 4. Studie sollen sowohl der Einfluss einer arbiträren (A,B) als auch einer krankheitsrelevanten inhaltlichen Kategorisierung (Empfindung, Symptom) auf die Bewertung des Atemwiderstandes untersucht werden. Wir nehmen an, dass Patienten mit pathologischer Krankheitsangst dazu neigen eher liberal (sicher ist sicher) zu Antworten und Körperempfindungen eher zu bejahen beziehungsweise der Kategorie Symptom als der Kategorie Empfindung zuzuordnen. Wir glauben, dass die Aktivierung krankheitsrelevanter kognitiver Schemata und die Kategorisierung diesen Prozess noch verstärkt. Mit diesem Projekt wollen wir das Verständnis pathologischer Mechanismen von Krankheitsangst erweitern. Mit Hilfe dieses neu gewonnenen Wissens können ätiologische Modelle verbessert und Behandlungsmöglichkeiten optimiert werden. Dies kann zu einer Verringerung der persönlichen und gesellschaftlichen Belastung durch diese Störung beitragen.

Weitere Informationen für Studieninteressierte: www.krankheitsangst.koeln

 

Projekt "Integrierte sektorenübergreifende Psychoonkologie (IsPO)" (2017-2021) (Link zu Informationen zu dem Projekt)

Folgende Arbeitsgruppe ist für das Versorgungskonzept innerhalb des Projektes verantwortlich: Dr. Jan Cwik, Sonja Bussmann, Lusine Vaganian, Alexander L. Gerlach

 

Projekt " Oxytozin und das veränderte 'Ich': Gesichtsverarbeitung bei Sozialer Angst" (2013-2016)

PI: Wolf-Gero Lange (DFG Gefördert)

Die Soziale Angst Störung (SAS) ist das dritthäufigste psychiatrische Störungsbild, nach der Depression und der Alkoholabhängigkeit. SAS zeichnet sich durch übermäßige Angst vor negativer Beurteilung aus. In den letzten Jahren hat sich die Evidenz erhärtet, dass erhöhte Vigilanz hin zu bedrohlichen Gesichtern, aber auch deren Vermeidung, instandhaltende Faktoren bei SAS darstellen. Auch scheinen Hormone wie z.B. Testosteron oder Progesteron die Verarbeitung von bedrohlichen Gesichtern zu verbessern. Bisher gibt es jedoch nur wenige Untersuchungen, die den Einfluss von Hormonen untersuchten, welche die Verarbeitung von bedrohlichen Reizen abschwächen bzw. die Verarbeitung von positiven Reizen fördern. Das Neuropeptid Oxytocin (OXT) reduziert z.B. die Wahrnehmung von sozialer Bedrohung und die Reaktivität der Amygdala beim Betrachten ängstlicher Gesichter. Es verbessert zudem die Kommunikation mit und die Beziehung zu anderen, die Einschätzung von Vertrauenswürdigkeit und die Verarbeitung von freundlichen Gesichtern. Erstaunlicherweise ist OXT aber bisher nur selten systematisch im Zusammenhang mit sozialer Angst untersucht worden, obwohl es unser Verständnis der endokrinologischen Einflüsse auf die Gesichtsverarbeitung und dem damit eng zusammenhängenden Sozialverhalten von sozial ängstlichen Menschen grundlegend erweitern könnte.Das beantragte Forschungsprojekt ist das erste, welches die Effekte von OXT auf Aspekte der Gesichtsverarbeitung und des Sozialverhaltens systematisch in Zusammenhang mit sozialer Angst bringt. Bei hoch- und niedrig-sozialängstlichen Männern und Frauen soll der Effekt von OXT untersucht werden, und zwar (a) auf Aufmerksamkeitsverzerrungen, Annäherungs- und Vermeidungstendenzen bei ärgerlichen, neutralen, fröhlichen und ablehnenden Gesichtern, sowie auf Vertrauen zu anderen, und (b) auf Aufmerksamkeitsverzerrungen, Annäherungs- und Vermeidungstendenzen bei traurigen, neutralen, überraschten und angeekelten Gesichtern, sowie auf den interpersonalen Abstand. Die erwarteten Ergebnisse werden unser Verständnis der Verarbeitung sozialer Informationen und resultierender Verhaltensweisen bei SAS entscheidend fördern.