Katharina Pauly
Bewältigungsstrategien von Menschen mit einer Körperbehinderung, analysiert anhand ausgewählter Autobiographien.
Lehramt Sonderpädagogik – FS körperliche und motorische Entwicklung
Kontakt: pauly2709@gmx.de
Einleitung
Das Lernen anhand von Vorbildern und gelungenen Beispielen stellt für Pädagogen eine wichtige und besonders wirksame Strategie zur Verbesserung ihrer spezifischen pädagogischer Methoden dar. Menschen, denen es trotz und mit ihrer angeborenen Körperbehinderung gelungen ist, ihr Leben erfolgreich zu bewältigen, können als derartige Beispiele gelten. In diesen Fällen lohnt es sich für den Pädagogen, diese Lebensläufe genauer zu analysieren, um aus den Ergebnissen der Analyse für die alltägliche praktische Arbeit lernen zu können. Gegenstand dieser Arbeit ist die Analyse von sechs Autobiographien, in denen die von Geburt an körperbehinderten Autoren beschreiben, wie sie es ganz individuell geschafft haben, ein für sie zufrieden stellende Leben zu führen. Aktuelle Bewältigungsmodelle wie Resilienz und Kohärenz finden hierbei als theoretischer Rahmen im Hintergrund Berücksichtigung.
Fragestellung
Das im Rahmen der Arbeit untersuchte Beispielmaterial der Autobiographien enthält die subjektiv erlebten Lebensgeschichten von sechs Menschen mit einer angeborenen Körperbehinderung. Die Körperbehinderung ist das einzige Merkmal, was diese unterschiedlichen Menschen miteinander verbindet. In dem vorliegenden Zusammenhang ist es von Interesse, zu erfahren, inwieweit sich die im Vorfeld theoretisch dargestellten Strategien für den Umgang mit Belastungen auch in den individuellen Lebensläufen vonMenschen mit einer Körperbehinderung widerspiegeln, inwieweit diese Menschen im Verlauf ihres Lebens mögliche Bewältigungsstrategien für sich und den Umgang mit ihrer Behinderung entwickeln konnten. Hierbei geht es vor allen Dingen um die Frage nach den auslösenden Faktoren, die diesen Menschen im Laufe ihres Lebens dabei geholfen haben, ein für sie zufrieden stellendes Leben führen zu können. Zum Schluss stellt sich dann die Frage, welche Rückschlüsse sich aus den sich ergebenden Faktoren und Ergebnissen für die pädagogische Praxis schließen lassen können.
Untersuchungsmethode
Da es sich bei den zu analysierenden Autobiographien um Dokumente handelt, über deren Analyse sich der Leser Aufschluß über den Autor sowie dessen gelebtes Leben mit all seinen soziokulturellen Bedingungen und subjektiv erlebten Schwierigkeiten erhofft, bedient sich diese Arbeit der Methode einer qualitativen Sozialforschung, indem sie die Beobachtungen zu einzelnen Menschen zur empirischen Referenz macht. Über einzelne, ausführliche Lebenslaufanalysen können bisweilen relevantere Ergebnisse erzielt werden, als durch weitläufig angelegte qualitative Repräsentativuntersuchungen, weshalb für diese Arbeit die Form einer solchen Analyse gewählt wurde.
Ergebnisse
Nach der Analyse der Autobiographien anhand der dargestellten Untersuchungsmethode ergeben sich Gemeinsamkeiten, die als Ergebnis dieser Arbeit festgehalten werden können. Es handelt sich bei den untersuchten Autobiographien ausschließlich um positive Lebensbeispiele, ein Vergleich mit Menschen, deren Leben mit einer Körperbehinderung anders und nicht subjektiv erfolgreich verlaufen ist, ist im Rahmen dieser Arbeit weder möglich, noch gefragt.
Ergebnisse aus der Arbeit jeweils als einzelne Anstriche zusammenstellen:
– Eine erfolgreiche Lebensbewältigung ist weitgehend unabhängig von der Schwere der Körperbehinderung, sie hängt vielmehr davon ab, wie der einzelne Mensch mit seiner Behinderung umgeht.
– Die Autoren betonen immer wieder und teilweise auch mit Nachdruck, dass sie sich trotz ihrer Behinderung als „normal“ empfinden. Die Akzeptanz der eigenen Situation ist Vorraussetzung zu einer erfolgreichen Lebensbewältigung.
– Das Angenommensein durch die Familie in der ersten Lebensphase ist der grundlegende Faktor einer gelingenden kindlichen Entwicklung und ein Merkmal, dass bei fast allen Autoren zu finden ist.
– Veranlagungen und Charaktereigenschaften spielen eine entscheidende Rolle, die Autoren beschreiben sich selbst überwiegend als extrovertiert und kommunikativ.
– Die Autoren haben sich schon im Schreiben ihrer Autobiographie ein Ziel und eine Aufgabe gestellt, die Autobiographie selbst ist eine Bewältigungsstrategie.
– Das entscheidende Merkmal aller Autoren ist die Fähigkeit zur aktiven Kommunikation, die es ihnen überhaupt erst ermöglicht, mit ihrer Umwelt in Kontakt zu treten.
Die pädagogische Relevanz dieser Ergebnisse ist die, dass der Pädagoge den Menschen mit einer Körperbehinderung in seiner Bewusstseinsbildung unterstützen sollte. Um dies zu erreichen, können die drei Grundbausteine der Resilienz eine Orientierung sein, die in jedem pädagogischen Umfeld Berücksichtigung finden sollten: 1. die Vermittlung einer sicheren Basis, 2. die Förderung einer guten Selbst-Wertschätzung und 3. die Entwicklung einer Selbst-Wirksamkeit.