Was ist Krankheitsangst?
Was kennzeichnet die ehemals Hypochondrie genannte Krankheitsangststörung?
Befürchtungen, eine ernsthafte Krankheit zu bekommen, kennen die meisten Menschen. Bei der pathologischen Form von Krankheitsangst fällt es den Betroffenen jedoch schwer, sich von Gedanken an eine mögliche Krankheit wieder zu lösen. Sie schätzen die Wahrscheinlichkeit an einer schweren Erkrankung zu leiden höher ein als andere Menschen und verbinden Krankheit mit besonders negativen Vorstellungen. Das Ausmaß der Ängste und Befürchtungen kann dabei sehr unterschiedlich sein und bis hin zu Panikattacken, depressiven Folgeerscheinungen und Arbeitsunfähigkeit führen.
Erklärungsansätze
Das Zusammenspiel verschiedener Risikofaktoren erhöht die Wahrscheinlichkeit, unter Krankheitsangst zu leiden. Zu den Risikofaktoren zählen u.a. ein Erziehungsstil, bei dem körperlichen Symptomen mit viel Aufmerksamkeit und Besorgnis begegnet wird, sowie eine allgemein erhöhte Ängstlichkeit in der Persönlichkeit der Betroffenen.
Auslöser für Krankheitsängste sind häufig gesundheitsbezogene Lebensereignisse wie bspw. eine schwere Erkrankung im Umfeld der Betroffenen oder auch negative Erfahrungen mit dem medizinischen System. Auch andere Belastungsfaktoren, die unabhängig von der Gesundheit sind (z.B. beruflicher Stress, Trennung), können Krankheitsängste auslösen.
Verschiedene Bedingungen tragen zur Aufrechterhaltung der Krankheitsängste bei. Dazu zählt die verstärkte Aufmerksamkeit auf körperliche Prozesse, die dann wiederum das Entdecken körperlicher Veränderungen wahrscheinlicher macht und zu einer Fehlinterpretation dieser Veränderungen als Krankheitsanzeichen führen kann.
Auch Verhaltensweisen, die zu einer kurzfristigen Beruhigung oder Erleichterung führen (Arztbesuche, Kontrollieren des Körpers, andere um Rat fragen, Symptome recherchieren), führen langfristig zu einer Verstärkung der Ängste.
Zum einen fördern diese Verhaltensweisen die Fokussierung auf Körpersymptome und unterstützen eine katastrophisierende Bewertung von Körpersymptomen („Wenn der Arzt so viele Untersuchungen durchführt und Medikamente verschreibt, dann muss ich wirklich krank sein“). Darüber hinaus können diese Verhaltensweisen auch Körpersymptome auslösen. Beispiele dafür sind Hautirritationen, die durch intensives Abtasten ausgelöst wurden, Rückenschmerzen durch Muskelabbau in Folge von Schonung oder medikamenteninduzierter Kopfschmerz.