Nonverbale Kommunikationspolitiken in der Individual- und Massenkommunikation: Ein Kulturvergleich in Deutschland, den Vereinigten Arabischen Emiraten und den USA
Gefördert von: Der DFG im Rahmen des Forschungskollegs Medien und kulturelle Kommunikation
Projektdauer: Januar 2005-Dezember 2008
Inhalt:
Das geplante Forschungsvorhaben nimmt nonverbale
Verhaltensphänomene im Spannungsfeld zwischen Individual- und
Massenkommunikation ins Visier und untersucht die Bedeutung
nichtsprachlicher Kommunikationspolitiken für die Inszenierung sozialer
Macht und Einflussnahme (Dominanzgesten, Territorialverhalten) im
Rahmen eines kulturvergleichenden Paradigmas. In einem kontrastiven
Ansatz (kollektivistisch vs. individualistisch) sollen hierbei
Deutschland, die Vereinigten Arabischen Emirate und die USA miteinander
verglichen werden.
Der Untersuchungsansatz sieht eine strikte Trennung von deskriptiven
und evaluativen Vorgehensweisen vor, um die Sichtbarmachung nonverbaler
Signale einerseits und ihre Wirkung andererseits differenziert
betrachten und aufeinander beziehen zu können.
Im deskriptiven Untersuchungsschritt sollen mit Hilfe spezieller
Transkriptionsverfahren nonverbale Verhaltensstichproben von
Angehörigen der drei Nationen transkribiert und auf strukturelle
Unterschiede und Gemeinsamkeiten untersucht werden. Als Materialbasis
für diese Analysen dienen Videoaufzeichnungen aus
Face-to-Face-Interaktionen sowie von Politikerauftritten in den
Nachrichtensendungen der untersuchten Länder. Neben dem
kulturvergleichenden Aspekt wird hierbei also auch der Vergleich von
Individual- und Massenkommunikation eine zentrale Stellung einnehmen.
Im evaluativen Untersuchungsschritt werden experimentelle
Wirkungsanalysen durchgeführt, in deren Rahmen Versuchsteilnehmer aller
drei Länder ausgewählte Verhaltensstichproben beurteilen sollen. Mit
Hilfe spezieller, in den zurückliegenden Projektphasen entwickelter
Programme soll dabei das transkribierte Kommunikationsverhalten auf
virtuelle Computerfiguren übertragen und animiert werden (Entkoppelung
von Erscheinungsbild und Verhalten). Im Rahmen eines breitbandigen
Wirkungsansatzes soll der Analyse von Dominanzgesten eine zentrale
Stellung eingeräumt werden. Die Untersuchungen folgen dabei einem
komplexen Design, in dem Produktions- und Rezeptionsprozesse,
Individual- und Massenkommunikation sowie individualistische und
kollektivistische Kulturen systematisch aufeinander bezogen werden.
Besonderes Merkmal der vorliegenden Projektkonzeption ist es, die
verschiedenen, im Ansatz heterogenen Verhaltensbeobachtungen erstmals
einer integrierten Wirkungsanalyse zuzuführen.
Die zu erwartenden Ergebnisse haben über ihre
grundlagenwissenschaftliche Bedeutung hinaus sowohl im Hinblick auf das
Verstehen massenmedialer Ausdrucksformen in anderen Ländern als auch im
Hinblick auf die direkte Verständigung mittels neuer audio-visueller
Kommunikationsmedien besondere Anwendungsrelevanz.
Literatur
- Senokozlieva, M., Fischer, O., Bente, G., Krämer, N. C. (2006). Of frames and
cultures - a cross-cultural comparison of TV newscasts, Zeitschrift für
Medienpsychologie, 18 (4), 160-173 - Senokozlieva, M., Fischer, O., Bente, G., Krämer, N. C. (2005) Kulturunterschiede in der medialen Inszenierung öffentlicher Kommunikation". Vortrag auf dem 4. Fachgruppentagung der Medienpsychologie, Erfurt 7-9.September 2005.