Affektfernsehen: Motive, Angebotsweisen und Wirkungen
Gefördert von: der Landesanstalt für Rundfunk NRW
Projektdauer: 1995-1997
Inhalt:
Unter dem Begriff "Affektfernsehen" werden "Sendungen, in denen
einzelne Menschen bzw. Einzelschicksale im Mittelpunkt stehen" (LfR
1994) zusammengefasst. Vor dem Hintergrund massiver öffentlicher Kritik
an diesen Formaten wurden Motive, Angebotsweisen und Wirkungen von
Affektfernsehen analysiert.
Dabei wurden Einzelschicksale und zwischenmenschliche Beziehungen
als Thema der "Fernsehunterhaltung" untersucht. Verschiedene Ansätze der
Medienwirkungs- und Kommunikationsforschung wurden zur Erklärung des
Phänomens "Affektfernsehen" herangezogen. Sie sollen in der Lage sein,
die Darstellung der Personen, das vorgestellte Menschenbild, die
Vermittlung von Emotionen und die Konsequenzen für Individuum und
Gesellschaft abzubilden.
Die Motivanalyse hinsichtlich der Gäste umfasste eine Fragebogenstudie
(u.a. Fernsehmotive und -verhalten, Bedürfnis nach sozialen Kontakten
und Persönlichkeitsaspekte), Interviews in den Redaktionen der
untersuchten Sendungen und mit den Gästen, die aktiv an den Sendungen
teilgenommen haben, sowie eine GfK-Datenanalyse.
Im Rahmen der Struktur- und Inhaltsanalyse wurden die Beiträge
hinsichtlich der jeweils vermittelten Inhalte und Kommunikationsformen
untersucht. Kategorisierungen erfolgten nach formalen und inhaltlichen
Aspekten. Im Detail wurden ausgewählte Sendungen daraufhin untersucht,
welche "Beziehungsbotschaften" und impliziten Wertsetzungen sie
enthalten und welche Kommunikationsformen eingesetzt werden. Eingesetzt
wurden Verlaufsanalysen, formale Inhaltsanalysen, sowie verbale und
nonverbale Kommunikationsanalysen.
Für die Wirkungsanalyse wurden in einem Experiment anhand von
Ausschnitten der betreffenden Sendungen unmittelbare affektive Wirkungen
erfasst. Daneben wurden Fernsehmotive der Rezipienten und tatsächliches
Fernsehverhalten erfragt, sowie Persönlichkeitsfragebogen eingesetzt,
um diese mit der unmittelbaren Wirkung auf den Probanden ins Verhältnis
zu setzen.
Literatur
- Bente, G. & Fromm, B. (Hrsg.) (1997). Affektfensehen: Motive, Angebotsweisen, Wirkungen. Opladen: Leske und Budrich.
- Bente G. & Feist, A. (2000). Affect-Talk and its kin. In D. Zillmann & P. Vorderer (eds.), Media Entertainment. The Psychology of its appeal (pp. 113-134). Mahwah, New Jersey: LEA.
- Bente, G. & Fromm, B. 1998. Tabubruch als Programm? Angebotsweisen, Nutzungsmuster und Wirkungen des Affekt-Fernsehens. In W. Klingler, G. Roters, O. Zöllner (Hrsg.), Fernsehforschung in Deutschland (SWR-Schriftenreihe Medienforschung, Teilband 2, S. 613-640). Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft.
- Bente, G. & Fromm, B. (1997). Affektfernsehen: Soziale Funktionen, Nutzungsmuster und Wirkungen, Bertelsmann Briefe.
- Bente, G. & Fromm, B. (1997). Intimes und Privates im Fernsehen. Nutzungsmuster des Affekt-TV. In Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalt in der Bundesrepublik Deutschland (Hrsg.). Programmbericht zur Lage und Entwicklung des Fernsehens in Deutschland 1996/ 1997 (S. 237-243). Berlin: Ulstein.