Call for Papers
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Inklusion – Bildung – Transformation
Inklusive Bildung als Transformation – Transformation durch inklusive Bildung
Die Gestaltung einer inklusiven Gesellschaft und damit auch eines inklusiven Bildungssystems stellt ein zentrales transformatives Zukunftsprojekt und eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar (Koenig, 2022). Dies schließt an die Leitidee einer solidarischen Teilhabegesellschaft (Reißig, 2009) als gesellschaftlicher Transformationsperspektive an. Für das Bildungssystem als gesellschaftlichem Teilsystem bedeutet insbesondere die Umsetzung des Rechts auf inklusive Bildung einen fundamentalen Transformationsprozess (Kroworsch, 2017) in der Entwicklung inklusiver Strukturen, Praktiken und Kulturen (Booth & Ainscow, 2017). Damit eröffnen sich nicht nur umfassende Möglichkeitsräume Bildung und damit u. a. institutionalisiertes Lernen neu zu denken, sondern es bedarf einer transformatorischen und emanzipatorischen Praxis, um Herausforderungen und Widerstände auf den verschiedenen Umsetzungsebenen überwinden zu können.
Das transformatorische Moment artikuliert sich auch darin, dass inklusive Bildung, verstanden als gleichberechtigte und hochwertige Bildung über die Lebensspanne hinweg, als Global Goal im Rahmen zentraler Zukunftsaufgaben nachhaltiger Entwicklung in einer globalisierten Welt formuliert wird (UNESCO, 2017). Darin wird Bildung selbst zum Gegenstand transformativer Prozesse (Felder, 2022), indem Ziele, Inhalte und Wege von Bildungsprozessen neu zu denken sind. Ein hierzu anschlussfähiger transformatorischer Bildungsbegriff fragt nach der Veränderung des Selbst- und Weltverhältnisses in Auseinandersetzung mit neuen Problemlagen und Herausforderungen (Koller, 2023). Insbesondere die Überwindung einer machtvollen ableistischen Grundorientierung des Bildungssystems (Buchner & Krendl, 2023) im Kontext einer meritokratischen Leistungslogik (Lindmeier, 2019) und damit verbundener Selektions- und Delegationsmechnismen stellt hier eine der zentralen Problemstellen in der Verwirklichung umfassender Bildungsteilhabe in einer Schule für alle dar. Eine inklusive Programmatik trifft auf die fortbestehende gesellschaftliche Funktion von Schule (Reiss-Semmler, 2019). Bildungseinrichtungen sowie die darin tätigen Akteur:innen müssen hierbei über entsprechende Transformationskompetenzen (Wirtz, 2020) verfügen, um den angestoßenen Wandeln hin zu inklusiver Bildung aktiv zu gestalten.
Die Frage inklusiver Bildung bewegt sich in der Ambivalenz von Gelingen und Scheitern in Transformations- wie Deformationsprozessen und erfährt eine stete Re-Kontextualisierung in den Eigenlogiken der jeweiligen Bildungseinrichtungen und den ihnen angehörigen Akteur:innen (Badstieber, 2021). So gilt es etwa anzuerkennen, dass inklusiver Unterricht mehr ist als nur die gemeinsame Beschulung von Schüler:innen mit und ohne sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf, sondern vielmehr die grundlegende Weiterentwicklung pädagogischer und didaktischer Qualität im Unterricht (Hackbarth & Martens, 2018). Übergreifend bedarf es der Anerkennung der Unteilbarkeit der menschenrechtlichen Basis einer Bildung für alle nicht nur auf Schule begrenzt, sondern bezogen auf alle gesellschaftlichen Felder. Die Ermöglichung dessen ist ohne politischen Willen, ein inklusives Bildungssystem zu etablieren, nicht zu realisieren.
Im Zentrum steht demnach die Frage nach dem transformatorischen Prozess inklusiver Bildung sowie der damit verknüpften veränderten Ausgestaltung schulischer und außerschulischer Bildungsprozesse bzw. -angebote. Diese Frage soll im Rahmen der Tagungsthematik über die dreifache Verhältnissetzung von Inklusion – Bildung – Transformation erschlossen werden.
Inklusion – Transformation
Mit der Zielperspektive Inklusion ist ein umfassender gesellschaftlicher wie bildungssystemischer Transformationsprozess verbunden. Gleichzeitig kann die Idee der Inklusion in Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen wie schulischen Realitäten selbst einem wirkmächtigen Transformationsprozess unterworfen sein. Inklusion und Transformation sind daher in einem dialektischen Verhältnis auf das engste miteinander verbunden. Unter dieser Perspektive kann das Tagungsthema z.B. unter folgenden Aspekten erschlossen werden:
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Transformatorische Prozesse in der Umsetzung inklusiver Bildung
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Exklusionsrisiken und –praktiken in transformatorischen Prozessen im Bildungssystem
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Transformationsprozesse aus nationaler und internationaler (vergleichender) Perspektive
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Bildungspolitische oder fachdiskursive Praktiken der Transformation
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Inklusion – Bildung
Inklusion bedeutet umfassende Teilhabe an Bildung für Alle zu ermöglichen, wie auch Bildung als Schlüssel für Teilhabe verstanden werden kann. Das Recht auf inklusive Bildung und die dafür notwendige Ausgestaltung inklusiver Bildungsangebote ist damit ein Kern inklusiver Transformationsbemühungen. Im Fokus dieser Verhältnissetzung stehen daher Fragen, wie sich institutionelle Bildungsangebote inklusiv gestalten lassen und sich damit das Recht auf inklusive Bildung aus unterschiedlichen Perspektiven und auf verschiedenen Ebenen verwirklichen lässt:
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Bildungssaufgaben und -herausforderungen in institutionellen Settings
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Inklusive Bildung in außerschulischen Feldern und Lebensbereichen
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Perspektiven auf lebenslanges Lernen im Kontext inklusiver Bildung
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Allgemein- und fachdidaktische Perspektiven auf inklusive Bildung
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Bildung – Transformation
Entlang gesellschaftlicher Veränderungsprozesse, wie Inklusion, Nachhaltigkeit oder Digitalisierung, wandelt sich auch der Blick auf Inhalte und Ziele institutioneller Bildungsprozesse. Das Verständnis von Bildung und damit auch die Gestaltung bildungswirksamer Lernsituationen ist unter der Frage von Zukunftsfähigkeit einem immensen Transformationsprozess unterworfen. In Relation von Bildung und Transformation stehen daher folgende Fragen im Fokus:
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Bildung der Zukunft: Theorien, Modelle, Realisierungen
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Bildung und Nachhaltigkeit
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Bildung und Digitalisierung
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Bildung und Demokratie
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Beitragsformate auf der IFO 2025 in Köln
Um den Tagungsteilnehmer:innen einen Raum zu bieten, sich aktiv an den verschiedenen Panels und Vorträgen zu beteiligen und mit den Vortragenden in einen produktiven fachlichen Austausch zu kommen, sollten die Beiträge möglichst kurz und prägnant gehalten werden. Für Konferenzbeiträge sind fünf verschiedene Präsentations- und Austauschformate vorgesehen. Die Teilnehmenden können zwischen den Optionen (1) Einzelbeitrag, (2) Symposium, (3) Forschungswerkstatt, (4) Postersession und (5) Beitrag – „Zur Diskussion gestellt“ wählen.
Einzelbeitrag
Bei der Option „Einzelbeitrag“ handelt essich um ein Format, das die Möglichkeit zu einem fokussierten wissenschaftlichen Vortrag bietet. Es können sowohl Einzelpersonen als auch Gruppen einen Einzelbeitrag einreichen. Für jeden Einzelbeitrag sind insgesamt 30 Minuten vorgesehen. Die Vortragsdauer sollte 20 Minuten nicht überschreiten, so dass nach dem Vortrag Verständnisfragen gestellt werden sowie Raum für Diskussion gegeben ist. Die Tagungsausrichter:innen bemühen sich, thematisch zueinander passende Vorträge in einem Slot zusammenzufassen und die Diskussion der Vorträge durch eine Moderation zu unterstützen. Für die Einreichung eines Einzelbeitrags sind Abstracts mit max. 300 Wörtern vorgesehen.
Symposium
Ein „Symposium“ ist ein moderiertes Format, das drei bis vier Vortragenden die Gelegenheit bietet, in zusammenhängenden Vorträgen zu einem bestimmten Thema oder Themenkomplex zu referieren. Im Anschluss an die Vorträge findet eine 45-minütige Diskussion im Plenum statt, bei der das Publikum Fragen stellen und eigene Wortbeiträge einbringen kann. Zu einem Symposium sind ein Mantel-Abstract (max. 600 Wörter) sowie Abstracts für jeden Vortrag (max. 300 Wörter) einzureichen. Bitte beachten Sie: insgesamt sollten die Beiträge eine Gesamtvortragsdauer von 45 Minuten nicht überschreiten, damit genügend Zeit für die Diskussion bleibt.
Forschungswerkstatt
Das Format „Forschungswerkstatt“ hat sich an früheren IFO-Tagungen bewährt. Es handelt sich um ein Format, das einer Forschungsgruppe ermöglicht, ein gemeinsames Projekt vorzustellen und intensiv mit den Teilnehmer:innen zu diskutieren. Hier können drei bis vier Beiträge zu einem bestimmten Forschungsproblem oder einer gemeinsam gesetzten Fragestellung präsentiert werden. Diese kurzen, jeweils einführenden Impulsvorträge sollten eine Länge von 10 Minuten nicht überschreiten. Die einreichende Gruppe benennt eine:n Diskutant:innen mit dem Auftrag die Beiträge zu kommentieren (max. 15 Minuten) und den weiteren Austausch mit den Teilnehmenden zu moderieren. Zu diesem Format sind ausdrücklich auch Doktorand:innen eingeladen, die an ähnlichen methodischen oder inhaltlichen Fragen arbeiten. Eingereicht wird ein Abstract (max. 600 Wörter), das die Forschungswerkstatt insgesamt beschreibt.
Zur Diskussion gestellt
Das Format „Zur Diskussion gestellt“ bietet einen offenen Raum, um aktuelle Fragestellungen zum Tagungsthema aus Perspektive von Bildungsforschung, Bildungspraxis, Zivilgesellschaft und Bildungspolitik gemeinsam zu diskutieren. Unter einem übergeordneten Thema werden anschließende Fragen formuliert, die im Rahmen des Formates (gerne auch kontrovers) zur Diskussion gestellt werden sollen. Die Einreichenden benennen bitte eine Person für die Moderation der Diskussion. Weiterhin können bereits einzelne Vertreter:innen aus Wissenschaft, Praxis, Politik und Zivilgesellschaft als Diskutant:innen aufgeführt werden. In einem Rahmentext (max. 600 Wörter) werden Ausgangspunkt, Zielsetzung sowie erste Erschließungsfragen des Diskussionsforums skizziert. Die Veranstalter:innen des Formats tragen begleitend bzw. nachgehend auch für eine angemessene Dokumentation der Diskussionsergebnisse Sorge, sodass diese im Sinne der Nachhaltigkeit nachgehend, z.B. auch über die Tagungshomepage, verfügbar gemacht werden können. Für das Format „Zur Diskussion gestellt“ ist ein Zeitrahmen von 90 Minuten vorgesehen.
Postersession
Die "Postersession" bietet die Möglichkeit aktuelle Forschungsprojekte bzw. Ideen im rahmen der Tagund zu präsentieren und hierzu von den Teilnehmer:innen Rücmeldung zu erhalten. Der Zeitpunkt der Postersession wird in naher Zukunft bekannt gegeben. Die eingereichten Abstracts dürfen max. 200 Wörter enthalten. Poster werden im DIN A0-Format mitgebracht.
Einreichung von Beiträgen
Alle Beiträge können bis zum 15.10.2024 via ConfTool eingereicht werden. Die Einreichung ist ab dem 24.05.2024 geöffnet. Neben den Abstracts sind Angaben zum Thema, zu den Vortragenden und ihrer institutionellen Verankerung, der Zuordnung zum Tagungsthema sowie Informationen zum Inhalt, zur Methodik und zu den zentralen Erkenntnissen erforderlich. Nähere Hinweise entnehmen Sie bitte den Eingabemasken von ConfTool.
Bitte beachten Sie:
- Pro Einzelbeitrag können maximal vier Autor:innen angeführt werden, bei Symposien, Forschungswerkstätten und Postersessions auch mehr.
- Eine Person kann maximal zwei Beiträge als Erstautor:in einreichen.
- Alle präsentierenden Autor:innen müssen zur Tagung angemeldet sein.
Erfolgt keine Anmeldung zur Tagung, so wird der Beitrag aus dem Programm genommen.
Eine Information über die Annahme oder Ablehnung der Einreichung erfolgt bis Ende November. Wir bitten die angenommenen Beiträger:innen unbedingt früh zu buchen, da die Kapazität der Tagung begrenzt ist und mit einem großen Interesse gerechnet wird.
Bei Fragen und weiterem Informationsbedarf stehen wir gerne unter ifo-2025@uni-koeln.de zur Verfügung.
Daten im Überblick
- 24.05.2024 bis 15.10.2024: Beitrags-Einreichungen
- ab 01.09.2024 (bis 07.02.2025): Anmeldung zur Tagung
- bis Ende November 2024: Informationen zur Annahme der Beiträge
- Montag, 17.02.2025 bis Mittwoch, 19.02.2025: 38. Inklusionsforscher:innen-Tagung
Literatur
Booth, T., & Ainscow, M. (2017). Index für Inklusion. Ein Leitfaden für Schulentwicklung. Herausgegeben und adaptiert von Bruno Achermann, Donja Amirpur, Maria-Luise Braunsteiner, Heidrun Demo, Elisabeth Plate und Andrea Platte. Beltz.
Buchner, T., & Krendl, C. (2023). Ableismus und Schule - ein machtvolles Verhältnis. In N. Leonhardt, A. Goldbach, L. Staib, & S. Schuppener (Eds.), Macht in der Schule- Wissen - Sichtweisen - Erfahrungen (pp. 111-124). Klinkhardt.
Felder, F. (2022). Inklusive Bildung und Transformation: ein tätigkeitstheoretisch inspirierter Blick. In D. W. Yacek (Ed.), Bildung und Transformation. Zur Diskussion eines erziehungswissenschaftlichen Leitbegriffs (pp. 141-158). J. B. Metzler.
Hackbarth, A., & Martens, M. (2018). Inklusiver (Fach-)Unterricht: Befunde - Konzeptionen - Herausforderungen. In T. Sturm & M. Wagner-Willi (Eds.), Handbuch schulische Inklusion (pp. 191-205). Barbara Budrich.
Koenig, O. (2022). Inklusion und Transformation in Organisationen: Grundlegungsversuche eines Transformativen Inklusionsmanagements. In O. Koenig (Ed.), Inklusion und Transformation in Organisatioen (pp. 19-37).
Koller, H.-C. (2023). Bildung anders denken. Einführung in die Theorie transformatorischer Bildungsprozesse (3. ed.).
Kroworsch, S. (2017). Das Recht auf inklusive Bildung: Allgemeine Bemerkung Nr. 4 des UN-Ausschusses für die Rechte von Menschen mit Behinderungen. In (pp. 1-8). Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte, Monitoring-Stelle UN-Behindertenrechtskonvention.
Lindmeier, C. (2019). Differenz, Inklusion, Nicht/Behinderung. Grundlinien einer diversitätsbewussten Pädagogik. Kohlhammer.
Reiss-Semmler, B. (2019). Schulische Inklusion als widersprüchliche Herausforderung. Empirische Rekonstruktionen zur Bearbeitung durch Lehrkräfte. Klinkhardt.
UNESCO. (2017). Education for Sustainable Development Goals. Learning Objects. United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization. https://stairwaytosdg.eu/images/UNESCO_Education_for_Sustainable_Development_Goals_ENG.pdf
Wirtz, K. (2020). Qualitätsbausteine schulischer Inklusion. Organisations-, Personal- und Unterrichtsentwicklung an inklusiven Schulen aus der Sicht unterschiedlicher Beteiligter. Klinkhardt.