Keynotes

 

Montag, 17.02.2025: Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani

Dienstag, 18.02.2025: Prof. Dr. Simone Abels

Was wäre, wenn wir bezüglich inklusiven Unterrichts einen Denkfehler machten?

Denken wir an Inklusion, dann denken wir an Menschen – Menschen, die ein Recht auf Partizipation an Bildung, Kultur und Gesellschaft haben. Im Unterricht tun wir das, indem wir die Schüler*innen gezielt in den Blick nehmen. Wir konzentrieren uns auf individuelle Lernvoraussetzungen, Stärken, Potentiale, Begabungen der Schüler*innen. Dabei handeln wir in bester Absicht, um Diversität anzuerkennen und daraufhin individuelle Lernangebote passgenau zu gestalten. Gelingt uns diese Stärkenorientierung und Individualisierung? Oder überfordert dies eigentlich alle Akteur*innen: Lehrkräftebildner*innen, (angehende) Lehrkräfte, weitere Mitglieder des multiprofessionellen Teams, Schüler*innen, …? Dürfen wir Schüler*innen überhaupt derart analysieren, wenn doch ein Credo lautet, alle Menschen so anzunehmen, wie sie sind?
Unser Bildungssystem qualifiziert Fachlehrkräfte, die die Hochschule vor allem mit pädagogischen, fachlichen und fachdidaktischen Kompetenzen verlassen. Das Fach in den Mittelpunkt zu stellen, scheint jedoch verpönt, soll doch Schüler*innen- und Subjektorientierung großgeschrieben werden.
Ist das ein Denkfehler? Wäre es für alle Akteur*innen entlastend, statt der Schüler*innen zunächst die Sache bzw. den Lerngegenstand zu analysieren, auf Barrieren und Anforderungen hin zu prüfen, um daraufhin Zugänge anzubieten, die sich im inklusiven Unterricht bewähren müssen?
Im Vortrag nehme ich diesen Perspektivwechsel vor und diskutiere potentielle Implikationen für die Realisierung inklusiven Unterrichts.

Mittwoch, 19.02.2025: Prof. Dr. Jürgen Budde

Transformation als Perspektive inklusiver Forschung?

Der Begriff Transformation erfreut sich gegenwärtig zunehmender Beliebtheit in der erziehungswissenschaftlichen Forschung. Der Begriff Transformation beschreibt tiefgreifenderen Wandel als der Begriff Veränderung und ist normativ sparsamer als etwa der Begriff Fortschritt. Der Begriff kann sowohl individuelle Bildungsprozesse beschreiben, als auch Anschlüsse zu sozialökologischem Schlüsselherausforderung herstellen. Diese Offenheit lässt ihn attraktiv erscheinen für Erziehungswissenschaft, beispielsweise, weil Pädagogik als Praxis auf Transformationen ausgerichtet ist, aber auch, weil die sozialökologische Herausforderungen mit Bildungsinstitutionen und -praktiken verknüpft sind.
In der Inklusionsforschung scheint dabei das Narrativ einer steten Transformation hin zu inklusiven Bildungsinstitutionen tief verankert. Dies kann verstellen, dass Transformation im Spannungsfeld zu Tradierung steht und nicht jede Veränderung zugleich eine Hinwendung zu größerer Teilhabe bedeuten muss. Entsprechend gilt es zu spezifizieren, in welcher Weise Transformation gedacht werden kann, um Perspektiven für inklusive Forschung zu entwickeln. Was bedeutet und wohin führt Transformation im Kontext inklusiver Bildung?
Um die Gerichtetheit empirisch bestimmen zu können scheint es sinnvoll, diese von individualisierenden Perspektiven zu lösen und Transformationen als Relation zu beschreiben. Dadurch gerät einerseits Bildung als relationales und kollektives Geschehen in den Blick. Andererseits werden so Verbindungen zu sozialökologische Schlüsselherausforderung möglich, die Inklusion als unhintergehbaren Anspruch pädagogischer wie gesellschaftlicher Praxis begründen.