Erziehungs- und Kultursoziologie/Lehrbereich Soziologie
Institut für vergleichende Bildungsforschung und Sozialwissenschaften
Forschungsschwerpunkte
- Methodologie und Methoden interpretativer Sozialforschung (insbesondere Bildanalyse)
- Konzepte zum 'Fremden'
- Migrationssoziologie in biographischer Perspektive
- Biographie und Sozialpolitik
- Nationalsozialismus in Deutschland und Österreich
Schwerpunkte in der Lehre
- Feministische Theorie und Genderforschung
- Interpretative Methoden, insbesondere Bildanalyse
- Visuelle Soziologie
- Soziologische Theorie
Forschungsprojekte
Bilder in
sozialen Welten. Zur interpretativen Analyse von Bildern und Fotografien
Projektmitarbeiter: Dr. Roswitha Breckner
Beschreibung:
Bildliche Materialien sind für soziologische, sozialwissenschaftliche
und historische Forschungsfragen reichhaltige, methodisch jedoch noch
wenig genutzte Quellen. Ziel dieses Projektes ist es, ein methodisches
Interpretationsverfahren zur Analyse von Bildern im Kontext
sozialwissenschaftlicher Gegenstandsbereiche und Fragestellungen zu
entwickeln. Als Grundlage hierfür wird zunächst theoretisch geklärt, wie
sich Bilder in der sozialen Welt konstituieren, wie Verhältnisse von
Bild und Wirklichkeit, Bild und Wahrnehmung, Bild und Sprache, Bild und
Geschichte(n) bzw. Narration beschaffen sind und welche Bedeutung
spezifisch fotografischen Bildern in verschiedenen Bereichen sozialer
Wirklichkeiten zukommt. Anhand exemplarisch ausgewählter thematischer
Felder, von denen ausgegangen wird, dass sie hohe Relevanz in der
Konstitution bildlich-sozialer Phänomene aufweisen, wird ein konkretes
Analyseverfahren entwickelt und erprobt. Im Einzelnen handelt es sich um
öffentlich-private fotografische Selbstpräsentationen von ökonomischen
Eliten in einem Wirtschaftsmagazin, um eine Fotografie von Helmut Newton
im Darstellungsraum von Körperbildern und Geschlechterverhältnissen, um
ein privates Familienalbum mit familialen, generationellen und
zeithistorischen Bezügen sowie um die Darstellung von ‚Fremden’ im
öffentlichen Raum, ausgehend von Spendenkampagnen.
Das
Habilitationsprojekt wurde von Oktober 2003-Januar 2004 gefördert durch
ein Research Fellowship am Internationalen Forschungszentrum für
Kulturwissenschaften (IFK). Die Habilitationsschrift wurde im Dezember
2008 an der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Wien
eingereicht. Eine Buchpublikation ist in Vorbereitung und erscheint im
Frühjahr 2010 bei transcript / Bielefeld.
Laufzeit: 2002 - 2008
Befragung von Zeitzeugen des Nationalsozialismus
Projektmitarbeiter:
Roswitha Breckner, Manfred Jurgowsky, Maria Nooke, Bettina Völter
Beschreibung:
Konzeption und Durchführung eines Interviewprojektes mit Zeitzeugen des
Nationalsozialismus im Auftrag des United States Holocaust Memorial
Museum (USHMM) in Washington. Ziel des Projektes war es, sogenannte
‚Mitläufer‘ und ‚Täter‘ im Nationalsozialismus als Zeitzeugen zu
befragen, um sowohl damalige Involviertheiten in das NS-System
differenziert sichtbar machen zu können, als auch biographische
Verarbeitungsmuster aufzuzeigen.
Laufzeit: 1999-2000
Männerbiographien in Westösterreich. Faszination und
Distanzierung von Nazi-Deutschland in Lebensgeschichten von Angehörigen
der Jahrgänge 1910-1938
Projektmitarbeiter: Dr. Roswitha
Breckner, Dr. Wolfgang Weber
Beschreibung: Ziel des Projektes ist es,
ausgehend von 23 mündlich und schriftlich erzählten Lebensgeschichten
von Vorarlberger Männern und Frauen aus der sog. HJ-Generation (den um
1920 Geborenen) und der sog. Kriegsgeneration (den um 1930 Geborenen),
dem Erleben der Kriegs- und Nachkriegszeit in seinen
generationsspezifischen, lokalen und regionalen Bezügen nachzugehen. Die
Rekonstruktion der Bedeutung dieser Zeit für die gesamte spätere
Lebensgeschichte der genannten Generationen bis heute im Kontext des
öffentlich-politischen Diskurses des Landes steht dabei im Vordergrund.
Die Beziehung zu ‚Deutschen’ im Spannungsverhältnis von Faszination und
Ambivalenz tritt als besonderes Thema und Ergebnis des
Forschungsprozesses hervor.
Auftraggeber: Gefördert von der
Landesregierung Vorarlberg
Laufzeit: 1997 - 2001
Social Strategies in Risk Societies (Sostris) / Soziale
Strategien in Risikogesellschaften
Projektmitarbeiter:
insgesamt 17 aus 7 EU-Ländern; im Teilprojekt Ostdeutschland: Roswitha
Breckner, William Hungerbühler, Prof. Dr. Thomas Olk
Beschreibung:
Untersuchungen zur biographischen Bewältigung von Risikolagen im
internationalen Vergleich. Das sieben Länder umfassende Projekt
verfolgte das Ziel, auf biographischen Fallrekonstruktionen basierende
Analysen von prekären Lebenslagen für die Entwicklung sozialpolitischer
Konzepte und Maßnahmen fruchtbar zu machen. Es wurden sechs verschiedene
Problemlagen (junge arbeitslose Akademiker, unqualifizierte
Jugendliche, arbeitslose ehemalige Industriearbeiter, Frührentner,
Alleinerziehende und Migranten) exemplarisch untersucht mit der Frage,
in welcher Weise strukturelle Benachteiligung bzw. soziale Risiken im
biographischen Kontext relevant und sichtbar werden, welche
Orientierungsmuster und Bewälti-gungsstrategien sich hieraus entwickeln
und welche sozialpolitischen Konzepte und Maßnahmen daran sinnvoll
anschließen können. Meine Mitarbeit im Projekt umfaßte in den Jahren
1996-1997 die Methodenausbildung des gesamten Projektteams, die
Unterstützung einzelner Teams bei der Erstellung von
Fallrekonstruktionen in verschiedenen Kategorien, die Anleitung beim
Vergleich von Fallrekonstruktionen in verschiedenen Kategorien sowie die
Projektentwicklung auf der Basis der empirischen Analysen. Ab 1997 war
ich im Teilprojekt Deutschland hauptverantwortlich für die Erstellung
von Forschungsberichten in den Kategorien „Alleinerziehende Frauen“ und
„MigrantInnen“, arbeitete gleichgewichtig an den Berichten zu
Langzeitarbeitslosen sowie einer ‚Flagship-Agency‘-Studie mit und war an
der Erstellung von Fallanalysen in der Kategorie „gering qualifizierte
Jugendliche“ und „Frührentner“ beteiligt. Das Projekt wurde mit diversen
Publikationen (siehe Publikationsliste) sowie einer Tagung zu
„Risikobewältigung im gesellschaftlichen Umbruch. Perspektiven
aktivierender Sozialpolitik“ im April 1999 abgeschlossen.
Laufzeit:
1996-1999
Migrationsprozesse von Ost- nach Westeuropa in der Zeit
der Teilung Europas
Projektmitarbeiter: Roswitha Breckner
Beschreibung:
Ziel dieses theoretisch-empirischen Projektes war es, den Zusammenhang
zwischen Migrationserfahrungen und biographischen Prozessen zu
untersuchen: Welchen Einfluss haben Migrationserfahrungen auf
Biographien und umgekehrt, wie wird die Erfahrung der Migration und ihre
Bedeutung durch den biographischen Kontext bestimmt? Im Zentrum der
Arbeit stand die Bedeutung des Wechsels zwischen Gesellschaftssystemen,
die sich infolge der Teilung Europas nach dem Zweiten Weltkrieg und
insbesondere während des Kalten Krieges gegeneinander polarisiert
hatten. Die Untersuchung ist auf MigrantInnen aus Rumänien mit
unterschiedlichen nationalen und kulturellen Hintergründen (rumänisch,
ungarisch, armenisch, jüdisch, russisch, donauschwäbisch u.a.)
konzentriert, die zwischen 1969 und 1989 in die Bundesrepublik
Deutschland einreisten. Als Vergleichsbasis wurden MigrantInnen aus
anderen osteuropäischen Ländern (Ungarn, Sowjetunion, Polen) sowie
MigrantInnen, die in die DDR migrierten, ins Sample aufgenommen. Die
Datenbasis sind zwanzig biographisch-narrative Interviews, die
überwiegend zwischen 1993 und 1994 geführt wurden. Die Analyse wurde
methodisch auf der Basis hermeneutischer Fallrekonstruktionen
durchgeführt und hat eine konzeptionelle Beschreibung des Verhältnisses
zwischen Migrationserfahrung und Biographie in den untersuchten
Lebensgeschichten zum Ergebnis. Empirisch ließ sich beobachten, wie sich
die Typik der Ost-West-Migrationsprozesse in ihren
(familien)biographischen Bedingungen und Auswirkungen im historischen
Kontext der beiden Weltkriege und der darauf folgenden Teilung Europas,
sowie den sich nach 1989 restrukturierenden Bezügen zwischen Ausgangs-
und Ankunftskontext und den damit verbundenen (bzw. neu zugewiesenen)
Positionen und Erfahrungen der ‚Fremdheit‘ konstituiert. Dabei wurden
Pro-zesse und Kontexte rekonstruiert, in denen „wir“-Identitäten
biographisch bedeutsam werden.
Laufzeit: 1993-2001