FaMiLanG: Language Policy in (newly) Migrated Families in Germany
- Projekttitel: Sprachenpolitik in (neu) zugewanderten Familien in Deutschland | Language Policy in (newly) migrated families in Germany (FaMiLanG)
- Projektteam: Prof.‘in Dr. Julie A. Panagiotopoulou & Dr.'in Yasemin Uçan (Projektleitung) & M.Ed. Diana Samani (WHK und Doktorandin im Projekt)
- Sample: In Deutschland lebende Familien mit (Flucht-)Migrationserfahrung
- Erhebungsmethode: Leitfadeninterviews mit Eltern und Kindern; digital sowie ggf. multi- und translingual realisiert durch mehrsprachige BA-/MA-Studierende an der UzK
Kurzbeschreibung:
Erste Forschungsergebnisse zur familialen Sprachenpolitik und Sprachpraxis von (neu) zugewanderten Eltern und Kindern liegen inzwischen auch im deutschsprachigen Raum vor (z.B. Braband 2019, Uçan 2022; für einen Überblick siehe Panagiotopoulou & Zettl 2021). Der Medien- und Fachdiskurs wird jedoch immer noch von defizitären Ansichten insbesondere gegenüber migrationsbedingter (früh-)kindlicher Mehrsprachigkeit dominiert.
Im Lehrforschungsprojekt FaMiLanG an der Universität zu Köln nutzen angehende pädagogische Fachkräfte und Lehrkräfte, die selbst mehrsprachig sind, als studentische Forscher ihr eigenes Sprachenrepertoire, um Interviews mit (neu) zugewanderten Eltern und/oder Kindern zu ihren eigenen Vorstellungen und (Sprach-)Praktiken zu führen. Ziel ist es, Einblicke in die Sprachpolitik verschiedener Familien und Familienmitglieder mit unterschiedlicher Migrationsgeschichte zu gewinnen, die z.B. bereits in der dritten Generation oder erst seit einigen Jahren als Neuzugewanderte in Deutschland leben. Der Schwerpunkt der GT-Analysen liegt zum einen auf der Rekonstruktion der Ansichten von Eltern und Kindern über Sprache(n) und Sprachprestige (Stichwort: Sprachideologien), ihrer erzählten Entscheidungen, Strategien und Praktiken, die u.a. den Erwerb und die Verwendung von Sprache(n) vorantreiben (sollen), und zum anderen auf ihren damit verbundenen – auch konflikthaften – Erfahrungen im Kontext monolingual orientierter Bildungseinrichtungen in Deutschland.
Forschungsfragen:
- Welche Sichtweisen gegenüber (Familien-)Sprachen und Sprachengebrauch in- und außerhalb der Familie vertreten mehrsprachige Eltern und Kinder?
- Welche Strategien setzen Eltern ein, um den (Mehr-)Spracherwerb ihrer Kinder zu unterstützen? Welche translingualen (Literacy-)Erfahrungen machen Eltern und Kinder in ihrem Alltag?
- Welche (Differenz- und Diskriminierungs-)Erfahrungen im Hinblick auf ihre mehrsprachige Praxis sammeln Eltern und Kinder in Kitas und Schulen?
Literatur
Braband, J. (2019): Mehrsprachigkeit in der Frühpädagogik. Subjektive Theorien von Eltern und Kitafachkräften vor dem Hintergrund migrationsgesellschaftlicher Ordnungen. Bielefeld: transcript.
Panagiotopoulou, J. A. & Zettl, E. (2021): Sprachpolitik in zugewanderten Familien und Einrichtungen frühpädagogischer Erziehung und Bildung. In: Georgi, V. B.; Karakaşoğlu, Y. (Hrsg.): Frühe Kindheit. Band 1. Reihe Migration, Diversität, Bildung. Stuttgart: Kohlhammer Verlag, S. 49-64.
Uçan, Y. (2022): Erziehungsziel Mehrsprachigkeit. Eine qualitative Studie zu Erziehung und Elternschaft im Kontext von Migration. Wiesbaden: Springer.
Projektpublikationen
- Panagiotopoulou J.A. & Uçan, Y. (2023): Dynamic multilingualism of refugee families meets monolingual language policy in German ECE institutions, International Journal of Multilingualism, DOI: 10.1080/14790718.2023.2239286
- Panagiotopoulou, J.A.; Uçan, Y. & Samani, D. (2023): Familiensprachpolitik zwischen Spracherwerb und Spracherhalt: Ergebnisse zu den Perspektiven von Kindern aus dem Lehrforschungsprojekt FaMiLanG. In: ZIF - Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht, Themenschwerpunkt „Mehrsprachigkeit und Spracherhalt im Kontext von schulischen, außerschulischen und familiären Lernorten“ (erscheint: Oktober 2023).
- Panagiotopoulou, J.A. & Samani, D. (2023): „Die fragen so ‘warum musst du diese Sprache lernen, warum ist diese Sprache so blöd‘ und so…“: Differenz- und Diskriminierungserfahrungen mehrsprachiger Eltern und Kinder aus geflüchteten Familien im Kontext deutscher Bildungseinrichtungen. In: Seyran Bostancı & Emra Ilgün–Birhimeoğlu (Hrsg.): Elementarpädagogik in der postmigrantischen Gesellschaft. Theoretische und empirische Zugänge zu einer rassismuskritischen Pädagogik. Weinheim Basel: Beltz Juventa (i.E.).
Projektbezogene Vorträge:
- Julie A. Panagiotopoulou: „Migration und Mehrsprachigkeit in der (frühen) Kindheit: Die Perspektive (neu) zugewanderter Eltern“. Online-Vortrag am 18.11.2020, Forum Postmigrantische Perspektiven, Hochschule Niederrhein.
- Uçan, Yasemin & Samani, Diana: „[…] weil man darf ja doch auf Dari reden, oder nicht?“ Diskriminierungs- und Exklusionserfahrungen neu zugewanderter Kinder und Jugendlicher anhand der Differenzlinie ‚Sprache‘ in monolingual-deutschen Bildungsinstitutionen. Forschungswerkstatt am 16. Juni 2023 auf der 6. Tagung der AG Inklusionsforschung in der DGfE an der Universität Bielefeld.
Abgeschlossene und laufende BA-/MA-Arbeiten an der UzK (Stand: August 2023)
- Samani, Diana (2020): Mehrsprachigkeit als Alltagspraxis von neu zugewanderten Familien. BA-Arbeit; befragt wurden Eltern zweier Familien aus Afghanistan, die seit 2015 in Deutschland leben.
- Paiva Sobrado, Tamara (2021): Mehrsprachigkeit als Alltagspraxis in zugewanderten Familien. BA-Arbeit; befragt wurden Eltern einer Familie aus Brasilien sowie einer Familie aus Italien, die seit 2009 bzw. 1998 in Deutschland leben.
- Korkmaz, Senay (2021): Mehrsprachigkeit als Alltagspraxis von zugewanderten Familien der zweiten und dritten Generation. BA-Arbeit; befragt wurden Eltern zweier Familien aus der Türkei.
- Monarca, Francesca (2022): Wir sprechen Mischmasch!“ – Mehrsprachigkeit als Alltagspraxis einer „sizilianischen Familie“ in Deutschland. BA-Arbeit; befragt wurden eine Mutter und ihre beiden Kinder.
- Samani, Diana (2022): Sprachpolitik und Sprachpraxis in neu zugewanderten Familien. Die Perspektive der Kinder. MA-Arbeit; befragt wurden die Kinder zweier Familien aus Afghanistan, deren Eltern an der BA-Arbeit von Diana Samani (2020) teilgenommen haben.
- Tajbueva, Amina (2022): "Wenn du deine Sprache nicht kannst, bist du heimatlos." – Die Bedeutung der Herkunftssprache als Zugehörigkeitskonstrukt. MA-Arbeit; befragt wurden Familien aus Tschetschenien.
- Ensan, Franziska (2023): Mehrsprachigkeit in der deutschen Migrationsgesellschaft – Sichtweisen, Strategien und Herausforderungen von Mitgliedern einer türkeistämmigen Familie, MA-Arbeit.
- Di Matteo, Anna Clara (2023): Mehrsprachigkeit als Alltagspraxis von Familien. BA-Arbeit; befragt wurden Eltern zweier Familien, aus Italien und Griechenland.
- Koukoudis, Martina (2023): Mehrsprachigkeit als Alltagspraxis von zugewanderten Familien der zweiten und dritten Generation; BA-Arbeit, befragt wurden Familien aus Griechenland.
- Eminoglu, Murat (2023): Linguizismuserfahrungen und Sprachenpraxis kurdischer Familien. MA-Arbeit.
Vergleichende GT-Analysen ausgewählter Projektdaten im Rahmen von Lehrveranstaltungen
(Dozentin: Prof.'in Dr. Julie A. Panagiotopoulou, unter Mitarbeit von Diana Samani)
- Sommersemester 2021: Sprachen- und Bildungsbiographien neu zugewanderter Kinder: Ergebnisse gegenwärtiger Migrations- und Familienforschung
- Wintersemester 2021/22: Ethnographische Bildungsforschung: Forschungswerkstatt
- Sommersemester 2022: Sprachpolitik und Sprachpraxis in mehrsprachigen Familien und Kitas
- Wintersemester 2022/23: Sprach- und Bildungsbarrieren beim Übergang in deutsche Bildungsinstitutionen: Inklusions- und Exklusionserfahrungen von Kindern aus neu zugewanderten Familien
- Sommersemester 2023: Familienmigration und (Sprach-)Bildung: Die Perspektive von Eltern und Kindern