Formen prekärer Beschäftigung und subjektive Gesundheit in Deutschland

Verantwortlich

Prof. Dr. Holger Pfaff

Weiter verantwortlich

Dr. Timo-Kolja Pförtner timo-kolja.pfoertner[uk]uk-koeln.de

Zeitraum

01.01.2018-31.12.2020

Förderung

Beschreibung

Der Arbeitsmarkt in Deutschland zeigt mit zunehmender Erwerbs- und sinkender Arbeitslosenquote eine anhaltend positive Entwicklung. Dennoch verweisen Wissenschaft und Sozialverbände alarmierend auf wachsende Raten prekärer Beschäftigung seit den 1980er Jahren. Als prekär werden solche Beschäftigungsverhältnisse verstanden, die mit Unsicherheiten und Risiken verbunden sind. Hierzu zählen atypische Beschäftigungen (z.B. geringfügige Beschäftigung oder Zeitarbeitsverhältnisse) ebenso wie solche Erwerbstätigkeiten, die auf einem unzureichenden Erwerbseinkommen auf Haushalts- und Individualebene beruhen. Nationale und internationale Studien weisen darauf hin, dass prekäre Beschäftigungsformen ein höheres Gesundheitsrisiko besitzen. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Flexibilisierung am Arbeitsmarkt und einer Verstetigung prekärer Beschäftigungsverhältnisse ist eine vertiefte Diskussion und Analyse der gesundheitlichen Lage prekär Beschäftigter unabdingbar. Wie stellt sich die Beziehung zwischen subjektiver Gesundheit und verschiedenen Formen prekärer Beschäftigung für Deutschland aktuell dar und wie hat sich diese zeitlich entwickelt? Wie stellt sich die kausale Wechselwirkung zwischen subjektiver Gesundheit und verschiedenen Formen prekärer Beschäftigung im Längsschnitt dar? Welche Relevanz besitzen berufsbezogene und außerberufliche Faktoren für die Erklärung der Beziehung zwischen subjektiver Gesundheit und verschiedenen Formen prekärer Beschäftigung? Wie stellt sich die Beziehung zwischen Präsentismus und verschiedenen Formen prekärer Beschäftigung dar? Wie hängen unterschiedliche Verläufe prekärer Beschäftigung in der Erwerbsbiographie mit der subjektiven Gesundheit zusammen? Ausgangspunkt für die Untersuchung der Fragestellungen sind Daten des Sozioökonomischen Panel Deutschlands (SOEP) der Jahre 1984 bis 2014 sowie Daten der BIBB/BAuA Erwerbstätigenbefragung (2011/12). Basierend auf einem theoretischen Erklärungsmodell wird eine aktuelle Bestandsaufnahme sowie eine zeitliche Trendanalyse mittels deskriptiver und multivariater Sekundärdatenanalysen durchgeführt. Kausale Wechselwirkungen zwischen prekären Beschäftigungen und subjektiver Gesundheit werden auf Basis von mehrebenenanalytischen Strukturgleichungsmodellen im Cross-Lagged-Panel-Design untersucht. Die Erklärungsanteile berufsbezogener und außerberuflicher Faktoren zur Beziehung zwischen prekären Beschäftigungen und Gesundheit werden anhand einer Mediatoranalyse im Rahmen logistischer Regressionsmodelle ermittelt. Zudem wird der Zusammenhang zwischen prekären Beschäftigungen und Präsentismus theoretisch ausgearbeitet und empirisch untersucht. Auch werden erstmals Verläufe prekärer Beschäftigungen in der Erwerbsbiografie mittels einer Sequenzdatenanalyse identifiziert und auf gesundheitliche Ungleichheiten hin überprüft. Prekäre Beschäftigung wird auf internationaler Ebene zunehmend als neue soziale Determinante von Gesundheit diskutiert. Vor diesem Hintergrund ist die Studienlage in Deutschland derzeit noch defizitär. Mit der Ausarbeitung eines umfassenden Modells und der Identifikation von Pfaden und Mechanismen zur Erklärung der Beziehung zwischen Gesundheit und prekärer Beschäftigung trägt das Projekt zu einer Erweiterung des Wissenstands bei. Die Klärung des kausalen Zusammenhangs ist insbesondere für mögliche Interventionen von Relevanz.

Description

The German labor market in Germany shows a positive development as employment rates have increased and unemployment rates decreased. Nevertheless, science and social organizations are alarmingly pointing to growing rates of precarious employment since the 1980s. Employment relationships that are associated with uncertainties and risks are regarded as precarious. These include non-standard working time arrangements (e.g. marginal employment or temporary employment), occupations associated with job insecurity as well as occupations based on insufficient income at household and individual level. National and international studies indicate that precarious forms of employment pose a higher health risk. Against the background of increasing flexibility in the labor market and the continuation of precarious employment relationships, an in-depth discussion and analysis of the health situation of precarious employees is indispensable. What is the current relationship between subjective health and various forms of precarious employment in Germany and how has it developed over time? How does the causal interaction between subjective health and various forms of precarious employment present from a longitudinal perspective? What relevance do occupational and non-occupational factors have for explaining the relationship between subjective health and different forms of precarious employment? What is the relationship between presenteeism and different forms of precarious employment? How do different courses of precarious employment in the employment biography relate to subjective health? Analyses are based on data from the German Socioeconomic Panel (SOEP 1984-2014) for the and data from the BIBB/BAuA Employment Survey (2011/12). Based on a theoretical explanatory model, a trend analysis will be carried out using descriptive and multivariate secondary data analyses. Causal interactions between precarious employment and subjective health are investigated on a dynamic cross-lagged panel design. The proportions of occupational and non-occupational factors explaining the relationship between precarious employment and health are determined by means of a mediator analysis within the framework of logistic regression models. In addition, the relationship between precarious employment and presentism is theoretically elaborated and empirically investigated. For the first time, the courses of precarious employment in the employment biography are identified by means of a sequence data analysis and examined for health inequalities. Precarious employment is increasingly discussed at the international level as a new social determinant of health. . By elaborating a comprehensive model and identifying paths and mechanisms to explain the relationship between health and precarious employment, the project contributes to an expansion of knowledge. The clarification of the causal relationship is particularly relevant for possible interventions.