Zwei Fallstudien: Mento und Reggae

Verantwortlich

Prof. Dr. Klaus Näumann klausnaumann[uk]yahoo.com

Weiter verantwortlich

Zeitraum

01.01.2016-31.12.2016

Förderung

Beschreibung

Der entwicklungsspezifische Kontrast zwischen 1. der heute nahezu unbekannten Mento-Musik und 2. der seit den 1970ern (u.a.) in Deutschland verbreiteten Reggae-Musik. Ziel ist es, den entwicklungsspezifischen Kontrast zu erforschen zwischen den beiden folgenden Musikstilen: 1. Die Mento-Musik, die als erste populäre Musikform Jamaikas und als eine der Wurzeln des jamaikanischen Reggaes gilt, heute aber nahezu in der Bedeutungslosigkeit versunken ist, da sie lediglich noch in einigen ländlichen Regionen der Insel und insbesondere im Kontext des Tourismus (in Hotels und Strandbars) praktiziert wird. 2. Die Reggae-Musik, die seit ihrer Entstehung (Ende der 1960er) weltweit bekannt und populär wurde und u.a. in Deutschland zahlreiche Nachahmungen fand, deren Idiom jedoch auf die jeweiligen Lebenswelten angepasst wurden. Das Besondere dieses anvisierten Projektes ist die Zweigliedrigkeit von einerseits der Thematik und andererseits der Kooperation von aus zwei unterschiedlichen kulturellen Kontexten stammenden Forschern (Jamaika und Deutschland). Im Blickpunkt stehen hierbei grundsätzlich die folgenden Fragen: 1. Warum ist die Entwicklung beider Musikrichtungen gänzlich unterschiedlich verlaufen? Liegen die Gründe in den musikalischen Parametern selbst, in der Aufführungspraxis oder etwa in spezifischen außermusikalischen Konstellationen (z.B. im Flair des Rastafari-Kults in Konnotation zur Reggae-Musik oder im Hauch des „authentisch Urwüchsigen“ bei der Mento-Musik)? 2. Wie werden die beiden Stile (Musik, Texte, Aufführungspraxis) an die heutigen, genuin „wesensfremden“ Konstellationen angepasst, nämlich a) die Mento-Musik im Kontext des jamaikanischen Tourismus und b) die Reggae-Musik explizit in Deutschland. Beantwortet werden sollen diese Fragen (neben der Einbeziehung vorhandener Literatur) primär durch musikethnologische Feldforschungen und anhand der Methodiken der Beobachtung und qualitativen leitfadengestützten Interviews mit Musikern bzw. Bands. Von den daraus resultierenden Ergebnissen erhoffen wir uns generelle Einblicke über Genese, Entwicklung und eventuellen Untergang bzw. weltweites Reüssieren von musikalischen Idiomen in Abhängigkeit von den gesellschaftsspezifischen Konstellationen. Das Projekt wird durch das Institut für Europäische Musikethnologie, vertreten durch Klaus Näumann, und dem Institute of Caribbean Studies & The Reggae Studies Unit, University of the West Indies, Jamaica, vertreten durch Donna P. Hope, durchgeführt.

Description

The main focus of this comparative study are two repertoires: 1. Mento music, today a little known genre of Jamaican music 2. Reggae music popularized in the 1970s in Germany and elsewhere The goal of the study is to investigate the specific musical developments of two musical styles: 1. Mento music as the first popular music in Jamaica, considered one of the roots of Jamaican reggae. Today this music style plays a marginal role and is practiced only in a few rural areas and in the context of touristic activities. 2. Reggae music as developed and globally popularized in the late 1960s. Following its worldwide spread, it became a reference model for imitative practices whose idiom was adapted to the respective life worlds. The particularity of this project lies in the bipartite topic as well as in the cooperation of two researchers acculturated in different cultural contexts (Jamaica and Germany). The project focuses on the following questions: 1. Why has the development of these two musical styles taken entirely different directions? Are these developments based on musical features, in their performance practices or in specific non-musical influences (such as the influence of the Rastafari religion in relation to reggae music or the notion of the "archaic authenticism" in relation to mento music)? 2. How are these styles (music, text, performance practice) adapted in contemporary contexts: a) mento music in the context of the Jamaican tourist industry, b) Reggae music in the German context? These questions will be examined through primarily through ethnomusicological fieldwork, incorporating participant observation methods and qualitative semi-structured interviews with musicians and bands. The results will provide general insight into how musical idioms are formed, developed and how they disappear or adapt to specific socio-cultural settings.