Identitätsentwicklung hochbegabter Jugendlicher: Achiever und Underachiever im Vergleich

Verantwortlich

Dr. Hella Schick hella.schick[uk]uni-koeln.de

Weiter verantwortlich

Zeitraum

20.10.2008-20.07.2009

Förderung

Beschreibung

Das Jugendalter stellt eine Phase innerhalb des Lebenszyklus dar, in der einerseits die Entwicklung in besonderem Maße unter dem Einfluss von Veränderungen steht, der andererseits eine besondere Bedeutung für die Entfaltung der Leistungsexzellenz zukommt. Für hoch begabte Jugendliche ist die Umsetzung von Begabung in Leistungshandeln im Einklang mit den eigenen Interessen und unter Herausbildung der eigenen Identität und Persönlichkeit zu bringen als eine der zentralen Entwicklungsaufgaben dieser Altersphase anzusehen. Im Falle eines Underachievements wird diese jedoch nicht gelöst, parallel werden Störungen in der Identitäts- und Persönlichkeitsbildung beobachtet. Dass die Ausbildung eines Underachievements zu den problematischsten Fehlentwicklungen bei vorliegen einer intellektuellen Hochbegabung zählt und von verschiedenen dysfunktionalen Entwicklungen der Persönlichkeit begleitet ist, gilt mittlerweile als gut belegt. Unklar sind jedoch größtenteils Entstehungsursachen und Verlauf. In einer vorangegangenen querschnittlichen Untersuchung von 1500 Gymnasiasten der 9. Schulstufe, konnten neue Erkenntnisse zu Identitätsbildung von hoch begabten Achievern und Underachievern gewonnen werden. Zudem wurden lern- und leistungsmotivationale Besonderheiten in der Gruppe der Underachiever beobachtet. Darüber hinaus konnten erstmals minderleistende Mädchen und Jungen verglichen werden. Die bisherigen Ergebnisse sind jedoch insoweit unvollständig, als sie keine Aussagen über den weiteren Entwicklungsverlauf zulassen. Eine längsschnittliche und qualitativ angelegte Anschlussuntersuchung greift diese Desiderata auf und untersucht insbesondere die Stabilität der sich abzeichnenden Entwicklungstendenzen, die beobachteten Geschlechtereffekte und die allgemeine Persönlichkeitsentwicklung in der Zeit zwischen dem 14. und 18. Lebensjahr. 600 Jugendliche der ursprünglichen Stichprobe aus dem Köln-Bonner Raum werden erneut angesprochen, darunter 60 ursprünglich als Underachiever und 80 als hoch begabt identifizierte Jugendliche. Neben einer erneuten Intelligenztestung sowie Vorlage eines Fragebogens bildet die Durchführung eines standardisierten Interviews mit offenen und halboffenen Fragen das Kernstück der Datenerhebung. Die Untersuchungsergebnisse versprechen zum einen in theoretischer Hinsicht wesentliche Beiträge zum Verständnis der Identitätsentwicklung intellektuell hoch begabter Jugendlicher im Allgemeinen und der Struktur, Genese und Auswirkung des Underachievementsyndroms im Besonderen. In praktischer Hinsicht können die Ergebnisse des Projekts einen substanziellen Beitrag zur Sicherung der Qualität und Effizienz der Beratung von hoch begabten Jugendlichen und ihren Eltern leisten. Sie liefern zudem Ansätze für die Optimierung von sowohl Diagnostik als auch Behandlung bei schulischer Minderleistung. Darüber hinaus können sie für die Aus- und Fortbildung des schulischen Personals nutzbar gemacht werden.

Description

Adolescence is a phase in the life cycle in which, on the one hand, development is particularly influenced by changes, but on the other hand, it is particularly important for the development of performance excellence. For highly gifted young people, the translation of talent into performance in line with their own interests and the development of their own identity and personality is one of the central developmental tasks of this age phase. In the case of underachievement, however, this is not resolved; in parallel, disorders in identity and personality development are observed. It is now well established that the development of underachievement is one of the most problematic maldevelopments in the presence of intellectual giftedness and is accompanied by various dysfunctional personality developments. However, the causes and course of development are largely unclear. In a previous cross-sectional study of 1,500 9th grade high school students, new insights into the identity formation of highly gifted achievers and underachievers were gained. In addition, learning and performance motivational characteristics were observed in the group of underachievers. In addition, underachiever girls and boys could be compared for the first time. However, the results to date are incomplete in that they do not allow any statements to be made about the further course of development. A longitudinal and qualitative follow-up study takes up these desiderata and examines in particular the stability of the emerging developmental tendencies, the observed gender effects and general personality development in the period between the ages of 14 and 18. 600 young people from the original sample from the Cologne-Bonn area will be approached again, including 60 young people originally identified as underachievers and 80 young people identified as highly gifted. In addition to another intelligence test and presentation of a questionnaire, the core of the data collection is the conduct of a standardized interview with open and semi-open questions. On the one hand, the results of the study promise to make significant theoretical contributions to understanding the identity development of intellectually gifted young people in general and the structure, genesis and impact of underachievement syndrome in particular. On the other hand, the results of the project can make a substantial contribution to ensuring the quality and efficiency of counseling for gifted young people and their parents. They also provide approaches for optimizing both diagnostics and treatment for underachievement at school. In addition, they can be used for the training and further education of school staff.