Dispositive von ‚Dis/ability‘ im gesellschaftlichen Wandel: (Erwerbs-)Arbeit als biographische Erfahrung und Alltagspraxis im Kontext von (Nicht-)Behinderung

Verantwortlich

Prof. Dr. Anne Waldschmidt anne.waldschmidt[uk]uni-koeln.de

Weiter verantwortlich

Zeitraum

01.10.2019-01.09.2021

Förderung

Beschreibung

Der gesellschaftliche Umgang mit behinderten Menschen befindet sich seit einiger Zeit in einem grundlegenden Wandlungsprozess. Mit der derzeit laufenden Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention hat sich die Dynamik in Richtung Inklusion und Teilhabe noch beschleunigt. Während im Bildungssystem die schulische Inklusion kontrovers diskutiert wird, spielt die (Erwerbs-)Arbeit von Menschen mit Behinderungen in den gesellschaftlichen Debatten bisher nur eine untergeordnete Rolle. Am Beispiel der zentralen Lebenslage (Erwerbs-)Arbeit und mit Hilfe des Dispositivkonzepts untersucht das Projekt, wie sich die Problematisierungsweisen von ‚dis/ability‘ verändern. In qualitativ-empirischen Untersuchungsschritten werden die Verbindungen zwischen behindertenpolitischen und -pädagogischen Diskursen, programmatischen Anrufungen, gesellschaftlichen Institutionen und alltäglichen Praktiken sowie den Subjektivierungsweisen von Menschen mit Behinderungen herausgearbeitet. Untersucht werden, erstens, in einer diachronen Perspektive die Erwerbsbiographien von zwei Altersgruppen von Männern und Frauen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen und, zweitens, auf synchroner Ebene das gegenwärtige Ar-beits(er-)leben von Menschen mit Lernschwierigkeiten in Werkstätten und Inklusionsbetrieben. Als Erhebungsmethoden dienen leitfadenstrukturierte, narrativ orientierte Interviews, ethnographische Beobachtungen und Gruppendiskussionen; die Auswertung erfolgt mittels Diskurs- und Dispositivanalysen; dabei wird im Anschluss an den Intersektionalitätsansatz auch die Interdependenz der Differenzkategorien Gender und dis/ability berücksichtigt. Der integrative Forschungsansatz verbindet Perspektiven der allgemeinen Soziologie, der Soziologie der Behinderung und der Disability Studies. Das Projekt liefert Beiträge zu den aktuellen Debatten über Inklusion, Partizipation und Intersektionalität.

Description

The problematisation of dis/ability has been in a process of transformation for some time. With the implementation of the United Nations Convention on the Rights of Persons with Disabilities this dynamic has accelerated. This project reconstructs how “dispositifs” as strategic and dynamic apparatus change current ways of thinking, managing and doing “dis/ability”. It investigates relevant discourses, institutions, practices, forms and ways of subjectivation and explores their inter-sections. Focusing on (employed) work as main life situation it considers, first, the life courses of two age groups of men and women with different impairments and, second, the work experiences of persons with learning difficulties in sheltered workshops and inclusive employment. To generate original data, narrative-oriented, guided interviews, ethnographic observation and group discussions are used; discourse analysis and dispositif analysis serve for an intersectionally oriented data interpretation. The integrative research approach combines perspectives of general sociology, sociology of disability and disability studies. This research provides contributions to current debates about inclusion, participation and intersectionality.