Sind Befunde zu Unsicherheit auf Entscheidungsschwäche übertragbar? – Konzeptuelle Bezüge, kritische Randbedingungen und Implikationen für die Anwendung

Verantwortlich

- Helmut Appel

Weiter verantwortlich

Zeitraum

01.06.2020-31.05.2023

Förderung

Beschreibung

Entscheidungsschwäche bezeichnet die chronische Unfähigkeit, eine Wahl zu treffen aus Angst, sich falsch zu entscheiden. Sie kann über viele psychische Störungen hinweg beobachtet werden und stellt eines der Diagnosekriterien für Depressionen dar. Dennoch ist bisher wenig über zugrundeliegende psychologische Mechanismen bekannt. Obwohl sich Entscheidungsschwache durch starke Unsicherheit auszeichnen, sind nur in Ausnahmefällen Befunde zu Unsicherheit herangezogen worden, um diese besser zu verstehen. Aufgrund der starken inhaltlichen Nähe zwischen Entscheidungsschwäche und Unsicherheit erscheint es vielversprechend, Erkenntnisse über Unsicherheit nutzbar zu machen, um Entscheidungsschwäche hinsichtlich ihr zugrundeliegender Prozesse und daraus ableitbarer Interventionsmöglichkeiten gezielt zu beleuchten. Der vorliegende Antrag verfolgt somit das Ziel, sich gesichertes Wissen über Unsicherheit zunutze zu machen, um letztlich geeignete Ansatzpunkte zur Reduktion von Entscheidungsschwäche aufzuzeigen. Dazu sind im Wesentlichen drei Schritte vorgesehen: (1.) Die Abgrenzbarkeit von Entscheidungsschwäche und Unsicherheit soll demonstriert werden (2.) Es soll geprüft werden, inwieweit Befunde aus der Forschung zu Unsicherheit auch für Entscheidungsschwäche gültig sind und wo Einschränkungen beachtet werden müssen. (3.) Evidenz soll gesammelt werden, die den möglichen Nutzen dieser Ergebnisse für therapeutische Ansätze gegen Entscheidungsschwäche prüft. Es wird erwartet, dass sich (1.) Entscheidungsschwäche und Unsicherheit als ähnliche aber abgrenzbare Konzepte herausstellen, dass (2.) Effekte von und auf Unsicherheit sinnvoll auf Entscheidungsschwäche übertragbar sind, wobei in einigen Fällen genau zu definierende Einschränkungen gelten, und dass (3.) dabei gewonnene Erkenntnisse auch für Interventionsmöglichkeiten relevant sind und sich auf klinische Stichproben mit pathologischen Ausmaßen von Entscheidungsschwäche anwenden lassen. Zur Prüfung dieser Annahmen werden zehn Experimente vorgestellt, wobei unter anderem innovative empirische Methoden (z.B. Ecological Momentary Intervention) sowie eine klinische Stichprobe einbezogen werden.

Description

Decisiveness refers to the chronic inability to make a choice out of fear of making the wrong decision. It can be observed across many mental disorders and is one of the diagnostic criteria for depression. However, little is known about the underlying psychological mechanisms. Although people with indecisiveness are characterized by strong uncertainty, only in exceptional cases have findings on uncertainty been used to better understand this. Due to the strong similarity in content between indecisiveness and uncertainty, it seems promising to use findings on uncertainty to specifically shed light on indecisiveness in terms of the processes underlying it and the intervention options that can be derived from it. The present proposal therefore aims to make use of reliable knowledge about uncertainty in order to ultimately identify suitable starting points for reducing indecisiveness. There are essentially three steps planned for this: (1.) The delimitation between indecisiveness and uncertainty should be demonstrated (2.) The extent to which findings from research on uncertainty are also valid for indecisiveness and where limitations must be taken into account should be examined. (3.) Evidence is to be collected that tests the potential use of these results for therapeutic approaches against decision-making weakness. It is expected that (1.) decision-making weakness and uncertainty will turn out to be similar but distinct concepts, that (2.) effects of and on uncertainty can be meaningfully transferred to decision-making weakness, although in some cases there are precisely defined restrictions, and that (3.) the findings obtained will also be relevant for intervention options and can be applied to clinical samples with pathological levels of decision-making weakness. To test these assumptions, ten experiments are presented, including innovative empirical methods (e.g. Ecological Momentary Intervention) and a clinical sample.