smartQ , gewi-Institut für Gesundheitswirtschaft e.V. , Hauspflegeverein Solingen und Fraunhofer FIT
Beschreibung
Derzeit werden etwa 70% der Pflegebedürftigen in Deutschland durch pflegende Angehörige betreut. Dadurch wird dem mehrheitlichen Wunsch älterer Menschen entgegengekommen, solange wie möglich in der häuslichen Umgebung zu verbleiben. Allerdings birgt dies auch einige Risiken. Eine für die Pflege ungeeignete häusliche Situation, pflegerische Fehler oder fehlende Hilfsmittel bzw. Hilfeleistungen können lange unbemerkt bleiben. Zudem können konflikthafte Beziehungen zwischen pflegenden Angehörigen und Pflegebedürftigen zu psychischen Krisen oder missbräuchlichen Pflegesituationen führen.
Die Pflegeberatung nach § 37 Abs. 3 SGB XI bildet den bisher einzigen obligatorischen Zugang für die informelle Pflege in Deutschland und hat den Auftrag, die häusliche Pflege sicherzustellen. Eine strukturierte und vollständige Pflegedokumentation sowie ein Identifizieren und deutlich machen von subjektiven und objektiven Beratungsbedarfen ist hierbei essentiell um eine angemessene Versorgung im häuslichen Setting sicherstellen zu können. Die Dokumentation der Pflegeberatungsbesuche nach §37 Abs. 3 SGB XI erfüllt diese Voraussetzungen allerdings nur bedingt. Informationen zum Zustand und Pflegesituation des*der Pflegebedürftigen werden überwiegend uneinheitlich erfasst. Oft wird auf Papier und Stift zurückgegriffen und unterschiedliche Dokumentationsformulare kommen zum Einsatz. Wechselt zusätzlich der*die Pflegeberater*in, die den Beratungsbesuch durchführt, ist ein Informationsverlust kaum noch auszuschließen und ein kontinuierlicher Pflegeverlaufsplan nicht mehr gewährleistet.
Auch die sektorenübergreifende Übermittlung von Informationen zwischen Hausärzt*innen, Krankenhäusern, Pflegeteams und pflegenden Angehörigen über den pflegerischen und gesundheitlichen Zustand wird somit erschwert.