Genaueres zu Expanding Narratives:

Im Zuge tiefgreifender gesamtgesellschaftlicher Transformationsprozesse kommt Narrativen eine große Bedeutung zu. Sie bieten dem Individuum Orientierung, wenn es vor der Herausforderung steht, beobachtete Transformationen und Veränderungen zu deuten. Das Individuum versucht sich einerseits über die großen Erzählungen die Geschehnisse zu erklären und verankert sich andererseits selbst erzählend in den neuen Gefügen. Solche Prozesse lassen sich mit Blick auf die Jugendgeneration derzeit vor allem hinsichtlich ihrer Auseinandersetzung mit planetaren Grenzen, Klimakrise und Fragen der Nachhaltigkeit beobachten.

Jugendliche artikulieren ihre Ansprüche auf eine lebenswerte Zukunft deutlich und vernehmbar. Hierzu nutzen sie (Soziale) Medien, worüber zugleich weit verbreitete Narrative der Nachhaltigkeit transportiert werden, zu denen sie sich verhalten und positionieren müssen. Eine besondere Rolle kommt dabei aus mehreren Gründen (fotografischen) Bildern zu. Erstens sind Soziale Medien stark bildzentriert, zweitens werden über Bilder Narrative transportiert, drittens wird im Zuge der Diskussion von Nachhaltigkeitszielen Bildern im Gegensatz zu rein diskursiv-sprachlichen Darstellungen eine größere Wirksamkeit zugesprochen und viertens vermögen Bilder die interkulturelle Verständigung zu fördern.

Hier setzt das Forschungs- und Entwicklungsprojekt Expanding Narratives. Youth and their Images of Sustainability mit Ansätzen der kulturellen Medienbildung und partizipativer Forschung an. Die leitende Frage lautet, wie junge Menschen aus dem so genannten Globalen Norden und Globalen Süden Bilder und Narrative wahrnehmen und über die Analyse von Bildern und die Artikulation eigener Erzählungen in einen konstruktiven Austausch treten können. Diese Frage wird aus medienpädagogischer Perspektive bearbeitet.

Hierzu wird ein Workshopkonzept zum Thema "Images and Narratives of Sustainability" in einem hybriden Format mit lokalen und virtuellen Kooperationsphasen entwickelt und durchgeführt. Teilnehmen wird eine Gruppe von Jugendlichen aus Deutschland und eine Gruppe von Jugendlichen aus Tansania.

Über das Anstoßen von Reflexionsprozessen in Bezug auf Klimadiskurse, deren Kommunikation und mit diesen zusammenhängenden Handlungsmöglichkeiten, sollen ebenso Bildungsprozesse ermöglicht werden. Auf diese Weise wirkt das Projekt vor dem Hintergrund der 17 globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Vereinten Nationen an der Erreichung der Ziele des Klimaschutzes (Climate Action) und qualitativer, chancengerechter Bildung (Quality Education) mit.

Das Projekt verwendet einen partizipativen Forschungsansatz, um die folgenden Fragen zu bearbeiten. Hierzu werden im Rahmen des Workshops Audioaufzeichnungen, Beobachtungen und Fotografien erhoben und anschließend inhaltsanalytisch unter Einbezug der Jugendlichen ausgewertet.

  1. Wie nehmen junge Menschen aus verschiedenen Regionen der Welt Bilder und Narrative der  Nachhaltigkeit in den Medien wahr? (Rezeptionsebene)
  2. Welche Bilder und Narrative der Nachhaltigkeit entwickeln junge Menschen aus verschiedenen Weltregionen gemeinsam? (Produktionsebene)
  3. Wie haben sich die Bilder und Narrative junger Menschen über Nachhaltigkeit in den letzten Jahrzehnten verändert? (Ebene des historischen Vergleichs)

Um sich der letztgenannten Frage zu nähern, findet in Kooperation mit dem Deutschen Kinder- und Jugendfilmzentrum eine Kuratierung historischer Fotografien aus dem Archiv des Deutschen Jugendfotopreises statt. Die Auswahl der historischen Fotografien aus afrikanischen Ländern erfolgt in Abstimmung mit dem Goethe-Institut Tansania. Die von den Jugendlichen im Workshop produzierten Fotos werden online und im Rahmen verschiedener Veranstaltungen in Deutschland und Ostafrika präsentiert.