Lehrprojekt "Nebenjob Lehrer*in"
Reflexion und Qualitätsentwicklung studienbegleitender Berufstätigkeit von Lehramtsstudierenden in der Schule
Förderung: | QV-Mittel der Humanwissenschaftlichen Fakultät |
Laufzeit: | Juli 2024 - Dezember 2024 |
Projektleitung: | Prof. Dr. Matthias Martens & Dr. Bernadette Bernasconi |
Projektbeschreibung
Die Stellungnahme der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz zum Lehrkräftemangel verdeutlicht, dass viele Studierende bereits in der ersten Phase ihrer Ausbildung an Schulen tätig sind und einen wesentlichen Anteil der Vertretungslehrkräfte ausmachen (SWK 2023, S. 18). Erste empirische Studien zur Vertretungstätigkeit von Lehramtsstudierenden zeigen für Niedersachsen, dass von 943 befragten Studierenden bereits 35 % mit einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von etwa 10 Stunden an Schulen arbeiten und dort hauptsächlich als Vertretungslehrkräfte eingesetzt sind (Winter et al. 2023). Gelegenheitsbefragungen in Lehrveranstaltungen an der Universität zu Köln deuten darauf hin, dass die Kombination von Lehramtsstudium und Berufstätigkeit an Schulen für eine Gruppe von Studierenden eine alltägliche Erfahrung darstellt. Bislang gibt es jedoch weder eine gezielte Vorbereitung auf diese Tätigkeit durch Schulämter oder Bezirksregierungen noch eine begleitende Reflexion oder spezifische Unterstützung im Bereich der Kompetenzentwicklung innerhalb der universitären Lehrer:innenbildung. Das Projekt „Nebenjob Lehrer*in? – Reflexion und Qualitätsentwicklung der studienbegleitenden Berufstätigkeit von Lehramtsstudierenden in Schulen“ hat das Ziel eine Seminarkonzeption zu entwickeln, die Studierende unterstützt, die bereits als Vertretungslehrkräfte an Schulen tätig sind.
Im Rahmen eines Workshops mit 20 Teilnehmer*innen - darunter Studierende, Schulleitungen sowie eine Vertretung der Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL) - wurde die zentrale Fragestellung bearbeitet, welche Begleit- und Unterstützungsmaßnahmen Studierende in ihrer Vertretungstätigkeit benötigen, um über das bisher erworbene Wissen hinaus neue Wege der Professionalisierung zu gehen. Zunächst wurden die bisherigen Erfahrungen und Bedarfe der Studierenden erfasst und systematisiert, um daraufhin geeignete Unterstützungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Zudem flossen die Erfahrungen von Schulleitungen mit Vertretungslehrkräften sowie die Perspektive der zweiten Phase der Lehrer:innenbildung in die Diskussion ein. Im abschließenden Teil des Workshops wurden Kriterien für ein bedarfsgerechtes universitäres Unterstützungsangebot formuliert und eine Seminarkonzeption skizziert, die sowohl die inhaltliche als auch die methodische und organisatorische Ausrichtung berücksichtigt. Als Ergebnis des Workshops lässt sich festhalten, dass ein Seminarangebot das Handlungsrepertoire angehender Lehrkräfte erweitern, bedarfsgerechtes Wissen zu aktuellen bildungswissenschaftlichen Themen vermitteln und die Reflexion eigener schulischer Erfahrungen anregen sollte. In diesem Sinne wird das Seminar als ein Raum verstanden, in dem zukünftige Lehrkräfte ihre praxisorientierte Arbeit mit theoretischem Wissen verbinden und somit die Qualität von Unterricht und ihre Professionalisierung gezielt vorantreiben können.
Im Sommersemester 2025 wird die Seminarkonzeption mit einem Fokus auf Reflexion und Qualitätsentwicklung von Unterricht im Bachelorstudium Bildungswissenschaften im Basismodul Unterricht (BM 3) erprobt. Zum Thema Reflexion der Lehrer*innenrolle und der Entwicklung von Professionalität wird ein Seminarkonzept im Masterstudium Bildungswissenschaften im Basismodul Innovation & Profession (BM 4) pilotiert.
Quellen
Winter, I.; Reintjes, C. & Nonte, S. (2023): Unterrichten neben dem Studium. Eine Bestandsaufnahme hinsichtlich der studienunabhängigen Vertretungs-lehrkrafttätigkeit von Lehramtsstudierenden in Niedersachsen. In: Behrens, D.; Forell, M.; Idel, T.-S. & Pauling, S. (Hrsg.): Lehrkräftebildung in der Bedarfskrise. Programme - Positionierungen - Empirie. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S. 133-155 - URN: 0111-pedocs-276784 - DOI: 10.25656/01:27678; 10.35468/6034-08
Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (2023): Empfehlungen zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel. Stellungnahme der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK). URN: 0111-pedocs-263720 – DOI: 10.25656/01:26372