Der Sinn kontinuierlicher Teilnahme an Lehrveranstaltungen
Der Gesetzgeber hat geregelt, dass die Prüfungszulassung nicht an eine bestimmte regelmäßige Anwesenheit geknüpft werden darf. Damit wird anerkannt, dass Studierende erwachsen genug sind, um mündig und verantwortlich mit ihrer Freiheit umzugehen. Dies bedeutet allerdings nicht, dass der Sinn kontinuierlicher Teilnahme an Lehrveranstaltungen in Frage gestellt würde.
Auf regelmäßig im Sommer stattfindenden Studiengangvollversammlungen wurde festgestellt, dass Lehrende und Studierende eine regelmäßige Teilnahme für sinnvoll halten. Studierende haben mehr von den Lehrveranstaltungen, wenn sie sie vor- und nachbereiten, aber auch die Bereitschaft der aktiven Partizipation mitbringen, die Bedeutung des Gebiets erkennen, eine gegenseitige Wertschätzung und ein respektvoller Umgang existiert. Die Studierenden haben aber auch darauf verwiesen, dass Nebenjobs und Betreuungspflichten sowie andere Studienanforderungen die Regelmäßigkeit mindern können, so dass eine klare Veranstaltungskonzeption ihnen hilft, eine mangelnde regelmäßige Teilnahme durch Eigenstudium auszugleichen.
Die Sicherung der Grundlagen ist in Ihrem eigenen Interesse!
Die Lehrenden machen deutlich, dass es äußerst schwierig ist, sich relevante Inhalte durch begleitende Literatur im Selbststudium zu erwerben. Das sozialwissenschaftliche Studium setzt sich aus drei Teildisziplinen zusammen, die auch als einzelne studiert werden könnten. Dies wird zudem mit Forschungsmethoden und Fachdidaktik verbunden. Ohne eine solche Basis lassen sich in diesem an Aktualität und Komplexität nicht zu überbietenden Fach weder Zusammenhänge erkennen, noch aktuelle Entwicklungen und Phänomene einordnen. Unsere Grundlagenvorlesungen bieten ein solches ausgewähltes relevantes und kompaktes Orientierungs- und Zusammenhangswissen. Sie zielen darauf ein Problemverständnis zu entwickeln, das in den Seminaren des Basismoduls vertieft und angewandt wird. Dies gilt genauso für die Grundlagenvorlesungen der Einführung in die empirische Sozialforschung und die Didaktik der Sozialwissenschaften. Die Kenntnisse aus den Grundlagenvorlesungen werden im weiteren Modulverlauf ebenso wie in den Aufbaumodulen vorausgesetzt. Sie werden als Orientierungs- und Zusammenhangswissen in allen Kontexten sozialwissenschaftlicher Bildung in Hochschule und Schule benötigt. Auch spätere Prüfungsleistungen basieren auf der aktiven Auseinandersetzung mit diesen Grundlagen, wenn vertiefende problemorientierte Analysen sowohl eine theoretische Einordnung erfordern als auch die Einschätzung empirischer Ergebnisse. Nutzen Sie die Grundlagenvorlesungen, um in den Prüfungsleistungen, im Praxissemester, im Referendariat und im Berufseinstieg die Vernachlässigung dieses wichtigen Strukturwissens nicht zu bereuen.
Manche sozialwissenschaftlichen Kompetenzen lassen sich im Selbststudium gar nicht entwickeln
Prüfungsleistungen vorbereitende, kooperative Projektarbeiten erfordern die Anwesenheit der ganzen Gruppe und weiterer Seminarteilnehmer*innen, um die Erprobung und Präsentation der Ergebnisse zu ermöglichen (z.B. in der fachdidaktischen Perspektivierung, im Praxisprojekt, in der Vorbereitung auf das Praxissemester).
Ein begründetes Urteil als wichtige Kompetenz sowohl sozialwissenschaftlichen Unterrichts als auch sozialwissenschaftlicher Profession erfordert die Beteiligung am wissenschaftlichen Diskurs. Dieser wird vor allem in den fachwissenschaftlichen Aufbau- und Mastermodulen ermöglicht.
Die Kompetenz zur praktischen Anwendung, Übung, Umsetzung von Forschungs- und Unterrichtsmethoden erfordert gleichzeitig Anwendung, Erprobung und Feedback. Dies ist in Eigenarbeit gar nicht möglich und für eine reflektierte sozialwissenschaftliche Einschätzung von Studien sowie die Berufsvorbereitung dringend erforderlich.
Bereicherung des wissenschaftlichen Diskurses durch informierte, interessierte Teilnehmer*innen
Seminare, in denen Studierende schlechte Referate halten, Lehrende nicht vorbereitet sind, die Kommiliton*innen nicht informiert sind, sind sicher aus der Perspektive aller Beteiligten unnötige Zeitverschwendung, die man besser mit einem guten Buch und dem wissenschaftlichen Diskurs unter Freund*innen verbringt. Seminare, in denen Studierende und Lehrende regelmäßig anwesend sind, angemessen vorbereitet sind, einen fruchtbaren wissenschaftlichen Austausch führen, stellen hingegen eine Bereicherung für alle Beteiligten dar.
(Auch Diskussionsergebnis der Studiengangvollversammlung vom 8.7.2015, siehe Auswertung und der Studiengangkommission 17.07.2015)