Leitbild des Lehrstuhls für Soziale Arbeit und Erziehungshilfe
Selbstverständnis
Die Zusammenarbeit am Lehrstuhl Erziehungshilfe und Soziale Arbeit ist dadurch gekennzeichnet, dass wir Wissenschaft als etwas begreifen, das nicht nur Erkenntnisse generiert, sondern auch gesellschaftliche Praxis mitgestaltet. Vor diesem Hintergrund entwickeln und pflegen wir einen engen Austausch und vielfältige Kooperationsbeziehungen mit der Praxis der Sozialen Arbeit, weiteren Bildungsinstitutionen (u.a. Schulen, Kindertageseinrichtungen), Wissenschaftler*innen im nationalen und internationalen Kontext, sowie jugend- und bildungspolitischen Akteur*innen auf Länder-, Bundes- und internationaler Ebene. Die aktuellen praktischen, politischen und theoretischen Entwicklungen in der Sozialen Arbeit sind uns kontinuierlich Anlass für die Weiterentwicklung der Lehre und die Ausrichtung unserer Forschung im Kontext des Verhältnisses von Subjekt und Gesellschaft. Leitend ist dabei eine kritisch-reflexive Perspektive, die sowohl die eigene Positionierung als auch den Blick auf die Gegenstände von Forschung und Lehre hinsichtlich Macht, sozialer Ungleichheit und Diversität befragt.
Lehre
In der Lehre steht die Vermittlung eines Grundverständnisses von Sozialer Arbeit und insbesondere der Kinder- und Jugendhilfe im Vordergrund. Darüber hinaus sind wir an der reflexiven Ausbildung von Professionalität in der sonderpädagogischen Lehrer*innenbildung im MA des Förderschwerpunkts Emotionale und soziale Entwicklung beteiligt. Dabei geht es darum, Studierenden die Fähigkeit zu vermitteln, zentrale sozialpädagogische bzw. erziehungswissenschaftliche Begriffe zu durchdringen und sie für gesellschaftliche Entwicklungen und politische Fragen und Dimensionen von Handeln sensibilisieren. Wir wollen ihnen Kenntnisse über soziale Organisationen, Aufgaben und Methoden Sozialer Arbeit sowie professionelles Handeln und Professionalität im Bildungskontext vermitteln, auch unter Berücksichtigung der historischen Entwicklungen, um Prozesse und Veränderungen zu verstehen und perspektivisch mitgestalten zu können.
Uns ist in diesem Zusammenhang besonders wichtig, Studierende zur Erweiterung ihrer Perspektiven, zum kritischen Hinterfragen und Nachdenken und zur eigenen fachlichen Positionierung zu befähigen. So geht es uns darum, Studierenden zu vermitteln, „wie praktisch eine gute Theorie ist“ (Lewin 1951, S.169) und sie auf einer fundierten wissenschaftlichen Basis in die Lage zu versetzen, praktische Problemlagen zu bearbeiten und Forschungsfragen zu entwickeln.
Forschung
Die inhaltlichen Schwerpunkte der Forschung am Lehrstuhl liegen in der Professions-, Adressat*innen- und Organisationsforschung im Kontext von Sozialer Arbeit (v.a. Kinder- und Jugendhilfe) und anderen Sozialisations- und Bildungskontexten. Dabei stehen insbesondere Fragen im Fokus wie Digitalisierung in Kindheit, Jugend und Familie sowie in der Sozialen Arbeit, (Flucht-)Migration und Digitalisierung in transorganisationaler und subjektbezogener Perspektive, Teilhabe und soziale Ungleichheit sowie Bildungsteilhabe im Kontext von Kinder- und Jugendhilfe und Schule, Entwicklung von sozialen und Bildungs-Institutionen, Ethische Aspekte professionellen Handelns, Entwicklungen in den Hilfen zur Erziehung (u.a. Individualpädagogische Auslandsmaßnahmen). Dabei spielen Anschlüsse an die Theoriebildung einer kritisch-reflexiven Sozialen Arbeit sowie in der Kinder- und Jugendhilfe mit Blick auf Subjektivierungsweisen sowie Machtmechanismen und rassismuskritische, gender- und sprachreflexive Zugänge ebenso eine Rolle wie intersektionale Perspektiven.
Methodologisch halten wir eine kritisch-selbstreflexive Auseinandersetzung mit Forschung in Bezug auf Methoden, Gegenstand, Begriffe, Beteiligte und Folgen vor dem Hintergrund einer gesellschaftlichen Verantwortung von Forschung für hoch relevant. Leitend ist in unserer wissenschaftstheoretischen Verortung die Auseinandersetzung mit der Perspektivität von Forschung sowie den zugrundliegenden Vorannahmen und deren Implikationen für Gegenstand, Erkenntnisperspektive und Methodik.