„Ich habe was was du nicht siehst.“
Partizipative Identifikation von spezifischen Herausforderungen und Bedarfen des Studierens mit nichtsichtbaren Beeinträchtigungen und Entwicklung von praxisrelevanten Materialien
Projektbeschreibung
Sechzehn Prozent der Studierenden in Deutschland leben mit mindestens einer studien-erschwerenden Beeinträchtigung, 56% dieser Beeinträchtigungen sind für Außenstehende auch auf Dauer nicht wahrnehmbar (Steinkühler et al., 2023). Zu dieser Gruppe der „Studierenden mit nichtsichtbaren Beeinträchtigungen“, zählen Studierende mit sehr unterschiedlichen Beeinträchtigungsarten. Dabei sind chronisch körperliche und psychische Beeinträchtigungen sowie Teilleistungsstörungen im Vergleich zu Sinnes-, Bewegungs- und Mehrfachbeeinträchtigungen überproportional häufig nicht sichtbar. Zwar hat das Ausmaß der Sichtbarkeit keinerlei grundsätzliche Aussagekraft für das Ausmaß der erlebten Studienerschwernis, dennoch können die konkreten Erfahrungen und Herausforderungen von Studierenden mit sichtbaren vs. nichtsichtbaren Beeinträchtigungen sich stark voneinander unterscheiden. Eine Besonderheit nichtsichtbarer Beeinträchtigungen ist beispielsweise, dass die Studierenden darüber entscheiden können, ob sie anderen Personen aus dem universitären Umfeld (Kommi-liton*innen, Lehrenden, Prüfungsämtern etc.) von ihrer Beeinträchtigung erzählen oder nicht. Ergebnisse einer bundesweiten Befragung von Studierenden mit nichtsichtbaren Beeinträchtigungen (Labersweiler, 2018) zeigen, dass ein bedeutsamer Anteil der befragten Studierenden aufgrund vielfältiger Befürchtungen niemandem an der Hochschule von der eigenen Beeinträchtigung erzählt hatte. Studierende, die ihre Beeinträchtigung offengelegt hatten, berichteten größtenteils von positiven Erfahrungen, jedoch machte ein relevanter Anteil auch negative Erfahrungen. Hierzu zählten vor allem negative Reaktionen von Mitstudierenden, Dozierenden oder offiziellen Stellen (Unverständnis, Stigma, Vorurteile, nicht ernst genommen werden), Unsicherheiten bzgl. der Reaktionen anderer sowie ein hoher Organisationsaufwand bzw. kräftezehrendes Antragsprozedere, um nach der Offenlegung tatsächlich die gewünschten Unterstützungsleistungen zu erhalten. Negative Erfahrungen, Befürchtungen und Nichtoffenlegung tragen dazu bei, dass insbesondere Studierende mit nichtsichtbaren Beeinträchtigungen ihre Rechte auf Nachteilsausgleich, Beratung und Unterstützung nur begrenzt oder gar nicht in Anspruch nehmen (können), was wiederum die chancengerechte Teilhabe am Studium erschwert.
Ziel des Projektes ist es daher, in einem partizipativen Prozess (gemeinsam mit den Studierenden) spezifische Herausforderungen und Bedarfe im Kontext des Studierens mit nichtsichtbaren Beeinträchtigungen zu identifizieren und darauf aufbauend gemeinsam Materialien (z. B. für Lehrende, beratende und unterstützende Einrichtungen/Akteur*innen) zu entwickeln, die einen (gemeinsam bestimmten) Teil dieser Bedarfe und Herausforderungen adressieren und zu mehr Sichtbarkeit des Themas an der Universität zu Köln beitragen.
Projektdaten
Projektverantwortlich
Dr.‘ Jana F. Bauer
Kontakt
Förderung
Inklusions-Projekt-Fonds der Universität zu Köln
Laufzeit
2024-2025