Assistenzinteraktionen. Zur Interaktionsordnung in der persönlichen Assistenz körperbehinderter Menschen (abgeschlossen)

Abschluss des Promotionsverfahrens an der TU Dortmund: 20.11.2009

Doktorandin: Dipl.-Soz. Lakshmi Kotsch (Technische Universität Dortmund)

Erstgutachter: Prof. Dr. Ronald Hitzler, TU Dortmund, Fakultät Erziehungswissenschaft und Soziologie

Zweitgutachterin: Prof. Dr. Anne Waldschmidt, Universität zu Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät

Das aus der "Selbstbestimmt-Leben-Bewegung"  hervorgegangene Modell der "Persönlichen Assistenz"  soll die Emanzipation Körperbehinderter vorantreiben helfen - eben mittels der  Inanspruchnahme von "Persönlichen Assistenten",  die körperbehinderten Menschen zur Seite stehen (sollen), wenn und so, wie  diese es wünschen. Angelehnt an die Interaktionstheorie Erving Goffmans wird in  der Dissertation die "Interaktionsordnung"  dieser Assistenzbeziehungen untersucht. Es geht dabei um die Frage, welche  Konsequenzen das Selbstbestimmungspostulat für die Interaktionen in den davon  betroffenen Pflegebeziehungen hat. Oder, genauer: Auf welche Weise werden Selbstbestimmung  und Autonomie unter eingeschränkten Bedingungen interaktiv aufrechterhalten  bzw. hergestellt bzw. an welchen Stellen gelingt oder geschieht dies gerade  nicht?

Mittels teilnehmender Beobachtung,  Videographie sowie gering standardisiertem Interview werden Daten erhobenund wissenssoziologisch-hermeneutisch ausgewertet. Neben sprachlichen Aspekten der Interaktion und relevanten Deutungsmustern der Beteiligten wird in besonderem  Maße das körperliche Geschehen berücksichtigt. Es geht nicht darum, die gelungene oder nicht gelungene Umsetzung des normativen Konstruktes "Selbstbestimmung" zu evaluieren. Vielmehr interessiert die soziale Ordnung der davon betroffenen Interaktionsbeziehungen, die systematisch aufgeklärt werden soll. "Selbstbestimmung" wird dabei betrachtet als erklärtes Ziel derjenigen, die Assistenz in Anspruch  nehmen, und insofern als Rahmen, der die Interaktionssituation in spezifischer  Weise prägt und deshalb im Kontext mit zu berücksichtigen ist.

 

Veröffentlichungen:

Kotsch, L. (2012): Assistenzinteraktionen. Zur Interaktionsordnung in der persönlichen Assistenz körperbehinderter Menschen Wiesbaden (VS Verlag für Sozialwissenschaften).  

Kotsch, L./Altenschmidt, K. (2008): "Assistenz-Experten"? oder: Zur "Entexpertisierung" der  bisherigen Experten in der persönlichen Assistenz Körperbehinderter. In:  Tagungsband des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (auf  CD-Rom).

Altenschmidt, K./Kotsch, L. (2007): "Sind meine ersten Eier, die ich koche, ja". Zur interaktiven  Konstruktion von Selbstbestimmung in der Persönlichen Assistenz körperbehinderter  Menschen. In: Waldschmidt, A./Schneider, W. (Hg.): Disability Studies, Kultursoziologie und Soziologie der Behinderung.  Erkundungen in einem neuen Forschungsfeld, transcript Verlag, Bielefeld,  S. 225-247.