Forschungsprojekt
Erstgespräche mit Eltern in Erziehungs- und Familienberatungsstellen (EGEFE)
THEMA
Familie- und Elternsein geht mit einer Reihe von Herausforderungen einher, bei denen sich junge Eltern und Familien manchmal Unterstützung und Begleitung in Form von Beratung wünschen. Beratung versucht Klient*innen in ihren Systemen (bzw. ihrem konkreten Familiensystem) zu betrachten, neue Perspektiven auf ihre Anliegen zu schaffen, Veränderungen anzustoßen und befähigt Klient*innen somit auf ressourcenorientierte Weise eigene und stimmige Lösungen für ihre Anliegen zu finden.
Diese Forschungsarbeit, die in den Disziplinen Beratungsforschung und Soziale Arbeit angesiedelt ist, soll einen Beitrag zum (Mehr-)Verstehen und der Bedeutung von Erstgesprächen in Familien- und Erziehungsberatungsstellen leisten.
Familien- und Erziehungsberatung wird in der Sozialen Arbeit als eine institutionalisierte Handlungsform von Beratung verstanden, stellt ein Angebot der Frühen Hilfen (SGB VIII) dar und findet meist in ausgewiesenen Familien- und Erziehungsberatungsstellen statt (Sickendieck, Ursel & Nestmann, 2008; Hoff & Zwicker-Pelzer, 2022).
ZIEL DES PROJEKTS/ ERKENNTNISINTERESSE
Erstgespräche in Familien- und Erziehungsberatungsstellen stellen in der Regel den ersten „face to face“-Kontakt zwischen Eltern und Berater*innen in der Einrichtung dar und dienen neben der Auftragsklärung auch dem Aufbau von Vertrauen und führt im besten Fall zur Bereitschaft sich auf einen gemeinsamen Beratungsprozess einzulassen. Der gelingende Erstkontakt wird, wie auch in der Therapieforschung, als zentrale Voraussetzung für Wirksamkeit von Beratung bzw. Therapie verstanden (Wampold & Imel, 2018).
Trotz der Einigkeit bezüglich Erstgesprächen und verschiedenen Merkmalen, die in der Literatur formuliert werden (u.a. Brüggemann, Ehret & Klütmann, 2017; Lindemann, 2023; Schlippe & Schweitzer, 2016; Wampold, 2018) gibt es aktuell nur wenige spezifische Erkenntnisse darüber, welche konkreten gestalterischen Gesprächselemente in der Praxis tatsächlich Berücksichtigung finden und/oder von Eltern als hilfreich erlebt werden. Ferner stellt sich die Frage welche weiteren Elemente von Eltern retrospektiv als hilfreich angesehen wurden und bspw. zur Entscheidung die Beratung fortzuführen beigetragen haben.
Aktuelle Forschungsfragen
- Welche bekannten (und bisher unbekannten) Gestaltungselemente lassen sich in Erstgesprächen entdecken?
- Welche Aspekte haben Eltern als hilfreich erlebt? Welche hätten sie sich noch gewünscht?
- Welche Implikationen ergeben sich für die Weiterentwicklung der Gestaltung von Erstgesprächen?
METHODISCHES VORGEHEN UND DATENERHEBUNG
Im Rahmen eines offenen, qualitativen Forschungszugangs sollen Beratungsprozesse mit Eltern mit einer Tonaufnahme (per Audioaufnahmegerät) dokumentiert werden. Dabei liegt der Fokus der Betrachtung vor allem auf den Eltern und ihrer Interaktion mit dem/der Berater:in. Hieraus sollen erste Erkentnisse über gestalterische Elemente von Beratung gewonnen werden, die im Rahmen von Interviews und Fokusgruppen mit Eltern rückgekoppelt und weiter entwickelt werden sollen.
ZEITLICHER UMFANG DER MITARBEIT
Der Umfang Ihrer Mitarbeit als Berater*innen/Einrichtung beinhaltet die Frage nach der Einwilligung Ihrer Klient*innen über die Tonaufnahme Ihrer Beratungssitzungen, sowie die Bedienung des Diktiergerätes. Insgesamt soll der Umfang der Mitarbeit natürlich so gering wie möglich gehalten werden. Als interessierte Eltern (mit eigenen Erfahrungen mit Beratung in Familien- und Erziehungsberatungsstellen) umfasst die Mitarbeit ein einmaliges Interview per Zoom und/oder die Teilnahme an einer Fokusgruppe.
ANONYMITÄT UND DATENSCHUTZ
Es wird sowohl allen Klient*innen, als auch allen Berater*innen, sowie ihren Beratungseinrichtungen Anonymität im Umgang mit ihren Daten zugesichert. Diese werden ausschließlich für wissenschaftliche Zwecke im Zusammenhang mit diesem Forschungsprojekt verwendet und Dritten nicht zugänglich gemacht.
GEWINN FÜR SIE ALS BERATER*INNEN UND IHRE EINRICHTUNG
Die Ergebnisse dieser Arbeit können durch konkrete wissenschaftliche Implikationen einen Mehrwert für die beraterische Praxis darstellen und Impulse für Ihre Beratungsangebote geben. Gerne können Sie als Einrichtung in Ihrer Außendarstellung darüber informieren als Kooperationspartner*in mit der Uni Köln im Rahmen eines Forschungsprojektes zusammen zu arbeiten.
ANSPRECHPARTNERIN BEI RÜCKFRAGEN UND BEI INTERESSE AN DER TEILNAHME
Franziska Gnest
franziska.gnest@uni-koeln.de
LITERATUR
Brüggemann, H., Ehret, K. & Klütmann, C. (2017). Systemische Beratung in fünf Gängen. (6. Auflage 2017). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Hoff, T. & Zwicker-Pelzer, R. (Hrsg.). (2022). Beratung und Beratungswissenschaft (Kompendien der Sozialen Arbeit, 2., aktualisierte und erweiterte Auflage). Baden-Baden: Nomos.
Kuckartz, U. & Rädiker, S. (2022). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung (Grundlagentexte Methoden, 5. [überarbeitete] Auflage). Weinheim: Beltz Juventa.
Lindemann, H. (2023). Systemisch-lösungsorientierte Gesprächsführung für in Beratung, Coaching, Supervision und Therapie. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Schlippe, A. von. (2016). Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Sickendiek, U., Engel, F. & Nestmann, F. (2008). Beratung. Eine Einführung in sozialpädagogische und psychosoziale Beratungsansätze. Weinheim: Juventa-Verl.
Wampold, B. E. & Imel, Z. E. (2018). Die Psychotherapie-Debatte. Was Psychotherapie wirksam macht (Deutschsprachige Ausgabe, 1. Auflage). Bern: Hogrefe.