How To Talk?! Eine Kritische Diskursanalyse über (Tablet-) PCs als Kommunikationshilfsmittel für Menschen mit Behinderungsdiagnosen

(Tablet-)PCs sind als Bestandteile der Alltagskommunikation kaum noch wegzudenken. Doch wie sieht es bei Menschen mit Behinderungsdiagnosen aus, die vorwiegend nonverbal kommunizieren? Eine wesentliche Rolle bei der Behebung bzw. Verminderung von Kommunikationsbarrieren wird den Maßnahmen der Unterstützten Kommunikation (UK) zugesprochen (vgl. Art. 2 Abs. 1 UN-BRK). (Tablet-)PCs, welche ggf. mit weiterer Hardware zur Eingabeunterstützung über Augen, Kopf, Mund, Füße oder Hände bedienbar sind, werden in Verbindung mit verschiedenen Softwareprodukten, zu „dynamischen Kommunikationshilfen mit Sprach - und Sichtausgabe“ (vgl. REHADAT 2022, 2). Diese Transformation zu einem (sozio-)technischen Assistenzensemble (vgl., 14f.) lässt sich als das Ergebnis machtvoller Konstruktionsprozesse verstehen, welche Beeinträchtigungen und deren Kompensation durch eine spezifische Form des „technological impairment fixing“ (vgl. Biniok & Lettkeman 2017, 19/ Reeve 2012, 102) erst hervorbringen. Hierbei werden Vorstellungen von (zukünftigen) Nutzungsweisen in die technischen Objekte inskribiert und damit weitergehend stabilisiert (vgl. Akrich 2006, 425). Ziel der Arbeit ist es, im Rückgriff auf Kritische Diskursanalyse (Jäger 2007), Interdiskurstheorie (Link 2013, 7f.) und Ansätzen der Science and Technology Studies (Akrich 2006/ Oudshoorn & Pinch 2005) die verwobenen Macht-Herrschaftsverhältnisse zu untersuchen, welche zu der Transformation von (Tablet-)PCs hin zu einem soziotechnischen Hilfsmittel im sozialrechtlichen Sinne (vgl. § 33 SGB V/ § 47 SGB IX) geführt haben. Die in 2023 beschlossene Anpassung der Hilfsmittelrichtlinien für die Versorgung von sog. „Menschen mit komplexen Behinderungen“ (vgl. G-BA 2023, o.S.) lässt die gesellschaftspolitische Bedeutung des Promotionsprojekts sichtbar werden: Es geht um Deutungshoheit im Hinblick auf zukünftige Versorgungspraxen, oder kurz gesagt, um die zukünftige Verteilung von Macht und Ressourcen.

Literatur:

Akrich, Madeleine (2006): Die De-Skription technischer Objekte. In: Krieger, Andréa Belliger David J. (Hrsg.): ANThology. Ein einführendes Handbuch zur Akteur-Netzwerk-Theorie. Bielefeld, S. 407-428.

Biniok, Peter/ Lettkemann, Eric (Hrsg.) (2017): Assistive Gesellschaft - Multidisziplinäre Erkundungen zur Sozialform „Assistenz“, Wiesbaden.

G-BA (2023): G-BA überprüft Hilfsmittelversorgung für Menschen mit komplexen Behinderungen – Fokus liegt auf Kindern und Jugendlichen, online unter: https://www.g-ba.de/presse/pressemitteilungen-meldungen/1101/ [Stand: 18.09.2023].

Jäger, Siegfried (2015): Kritische Diskursanalyse – Eine Einführung, Münster (7. vollst. überarb. Aufl.).

Link, Jürgen (2013): Diskurs, Interdiskurs, Kollektivsymbolik. Am Beispiel der aktuellen Krise der Normalität. Zeitschrift für Diskursforschung Heft 1/2013, S. 7 – 23.

Reeve, Donna (2012) 'Cyborgs, cripples and iCrip: Reflections on the contribution of Haraway to disability studies', in: Goodley, Dan / Hughes, Bill/ Davis, Lennard (eds) (2012): Disability and Social Theory: New Developments and Directions, London, S. 91-111.

REHADAT (2022): Info zur Produktgruppe 16 (Kommunikationshilfen), online unter: https://www.rehadat-gkv.de/info/index.html?pgnr=16&pginfo=true  [Stand: 15.10.2023].