"Der Wortschatzsammler" - Effektivität lexikalischer Strategietherapie (WES)
Dieses Forschungsprojekt ist in zwei Teilprojekte untergliedert:
1) Randomisierte und kontrollierte Interventionsstudie mit Vorschulkindern (WSV)
2) Randomisierte und kontrollierte Interventionsstudie mit Schulkindern (WES)
Hintergrund:
Störungen des Wortschatzes sind häufige Teilsymptome einer Sprachentwicklungsstörung bei Kindern. Sie zeigen sich als Störungen in der Produktion und/oder im Verstehen von Wörtern aufgrund von fehlendem, unzureichendem oder nicht abrufbarem semantischen oder lexikalischen Wissen (Glück, 2007). Die Kinder verfügen zumeist über einen geringeren Wortschatzumfang als ihre Altersgenossen. Zudem sind die vorhandenen lexikalischen Einträge unzureichend differenziert und mit anderen Einträgen vernetzt, was in der Folge zu Schwierigkeiten beim Zugriff (Wortfindungs- und Wortabrufstörungen), zu Fehlbenennungen, Umschreibungen oder anderem Kompensationsverhalten führen kann. Trotz des häufigen Vorkommens lexikalischer Störungen (zwischen 23% und 40% der sprachauffälligen Kinder, Dockrell et al., 1998; German, 1994) treten diese im Rahmen der komplexen sprachlichen Symptomatik spracherwerbsgestörter Kinder meist weniger offensichtlich zutage als Störungen der Aussprache oder der Grammatik. Entsprechend dünn ist die bisherige Forschungslage bezüglich der Effektivität der in der Praxis eingesetzten sprachtherapeutischen Methoden (Glück, 2003). Es existieren nur wenige Interventionsstudien, die in der Regel an kleinen Stichproben durchgeführt und teilweise methodisch lückenhaft beschrieben sind. Die häufig eingesetzte Elaborationstherapie führt in den meisten Fällen zu einem unmittelbaren Lerneffekt für den exemplarisch geübten Wortschatz, zeigt aber nur geringe Generalisierungseffekte auf ungeübtes Wortmaterial. Die therapeutische Hoffnung, den Selbstlernmechanismus der Kinder durch die auf einen kleinen exemplarischen Wortschatz beschränkte Elaboration zu „deblockieren“ (Anstoßfunktion), blieb somit unerfüllt. Bedenkt man, dass Kinder bis zur Einschulung über einen aktiven Wortschatz von 3´000-6´000 Wörtern verfügen sollten, wird deutlich, dass dies nicht über die Erarbeitung einzelner Wörter im therapeutischen Setting zu leisten ist. Insofern bleibt im Sinne der Evidenzbasierung der Nachweis der klinisch bedeutsamen Verringerung einer semantisch-lexikalischen Störung durch sprachtherapeutische Intervention offen (Glück, 2003). Autoren wie German (2002), Füssenich (2002), Glück (2007) und Kannengießer (2012) vermuten, dass Therapieansätze, die den Kindern Strategien zum Erwerb, zur Vernetzung und zum Abruf lexikalischen Wissens vermitteln, zu besseren Transfereffekten auf ungeübtes Material führen könnten.
Dies bildete den Ausgangspunkt für die Entwicklung der neuen Therapiemethode „Der Wortschatz-Sammler“ (Motsch, 2008). Sie beinhaltet Elemente des Selbstmanagements, indem sie die Kinder über das lustvolle Entdecken der eigenen lexikalischen Lücken zu eigenaktivem Lernen anregt und befähigt. Zu diesem Zweck werden den Kindern Fragestrategien zur semantischen und phonologischen Elaboration und zur Kategorisierung neuer lexikalischer Einträge sowie Strategien zur Erleichterung des Abrufs bei fehlendem Zugriff auf vorhandene lexikalische Einträge vermittelt. Über den Einbezug der Eltern, Erzieherinnen und Lehrer soll zudem der Übertrag der erlernten Strategien in den Alltag erleichtert werden.
Der „Wortschatzsammler“ ist die erste strategieorientierte Therapiemethode, die im deutschsprachigen Raum für lexikalisch gestörte Kinder entwickelt wurde. Die bisher in der Fachliteratur vorherrschende Annahme, Strategien könnten erst von Schulkindern aufgrund verbesserter metalinguistischer Fähigkeiten umgesetzt werden, fand bereits in einer ersten Pilotstudie (Zimmermann, 2009) zur Erprobung des Konzepts mit Vorschulkindern, wie auch in der unten beschriebenen RCT mit Vorschulkindern, keine Bestätigung.
1) Abgeschlossenes Teilprojekt: Randomisierte und kontrollierte Interventionsstudie mit Vorschulkindern (WVS)
Verantwortlich: Univ.-Prof. i. R. Dr. H.-J. Motsch
Projektkoordination: PD Dr. Tanja Ulrich
unter Mitarbeit von: Dr. Andreas Mayer, Dr. Claudia Wahn, Dipl. Päd. Detta Schwab, Dipl. Päd. Pia Zimmermann, Dipl. Päd. Hannah Maria Jansen, stud. päd. Sonja Rente, Dipl. Päd. Kira Schneggenburger, stud. päd. Christopher Teichmann, stud päd. Sadja Tietig
Kooperationspartner: Amt für Kinder, Jugend und Familie der Stadt Köln und 43 Kindertagesstätten der Stadt Köln
Laufzeit: 2008-2012
Elaborations- versus Strategietherapie:
Neben der Strategietherapie „Wortschatz-Sammler“ wurde eine weitere Therapie¬methode, der „Wortschatz-Finder“, entwickelt. Dabei handelt es sich um eine semantisch-phonologische Elaborationstherapie. Diese wurde von Glück (2003) als bisher effektivste Methode zur Therapie lexikalischer Störungen eingeschätzt, ihre Effektivität wurde bisher aber nur anhand von kleinen Fallstudien nachgewiesen. Das Forschungsprojekt beschäftigt sich folglich mit dem Vergleich der Effektivität einer strategieorientierten lexikalischen Therapie mit der einer semantisch-phonologischen Elaborationstherapie. Neben den unmittelbaren Therapieeffekten auf die geübten Wörter sollen insbesondere langfristige Generalisierungseffekte erfasst werden.
Methode:
Von August 2009 bis Oktober 2010 wurde eine randomisierte und kontrollierte Gruppenstudie durchgeführt. Dabei wurde die Effektivität der „Wortschatz-Sammler“ - Methode (Experimentalgruppe 1) mit der Methode „Wortschatz-Finder“ (Experimen¬talgruppe 2) verglichen. Zusätzlich sollten unspezifische Effekte über den Vergleich mit einer unbehandelten Kontrollgruppe ausgeschlossen werden. Es nahmen insgesamt n=82 Kinder an der Interventionsstudie teil; die Kinder wurden randomisiert einer der drei Versuchsgruppen zugeteilt. Die Probanden waren sprachentwicklungsgestörte Kinder im Alter von 4; 0-4; 11 Jahren, die monolingual deutsch aufwuchsen und deren Therapiebedürftigkeit im lexikalischen Bereich über einen T-Wert ≤ 40 im AWST-R (Aktiver Wortschatz-Test; Kiese-Himmel, 2005) nachgewiesen wurde. Die Kinder wurden aus Kindertagesstätten der Stadt Köln rekrutiert. Dort fand auch die Intervention statt. Sie wurde über den Zeitraum von fünf Wochen mit einer Frequenz von drei Therapieeinheiten à 30 Minuten pro Woche durchgeführt und beinhaltete 13 Einzeltherapien mit den Kindern sowie ein bis zwei Termine zur Anleitung und Beratung der Eltern. Die Therapieeffekte wurden zum einen unmittelbar durch einen Vergleich der Benennleistung für die Therapieitems vor und nach der Therapie überprüft. Im Vordergrund stand jedoch der Vergleich der langfristigen Generalisierungseffekte auf ungeübtes Wortmaterial, die über den aktiven Wortschatzumfang im standardisierten und normierten AWST-R (Kiese-Himmel, 2005) 6 und 12 Monate nach Abschluss der Intervention verblindet erfasst wurden. Zudem wurde der mögliche Einfluss mehrerer im Vortest erhobener Parameter (u.a. nonverbale Intelligenz, Kapazität des Arbeitsgedächtnisses) auf die Ergebnisse überprüft.
Ergebnisse:
Im Vergleich der beiden Therapiemethoden zeigte sich in mehreren Bereichen eine Überlegenheit der Strategietherapie „Wortschatzsammler“ gegenüber der Elabora-tionstherapie „Wortschatzfinder“. So erreichten die Kinder der „Wortschatzsammler“-Gruppe 6 und 12 Monate nach Abschluss der Intervention bessere Werte im standardisierten aktiven Wortschatztest; sechs Monate nach Abschluss der Intervention war dieser Unterschied statistisch signifikant. Zudem wurde nur in der „Wortschatzsammler“-Gruppe ein langfristig stabiler Lerneffekt für die Wörter des exemplarischen Therapiewortschatzes erzielt. Verglichen mit der Kontrollgruppe erreichten die Kinder beider Experimentalgruppen zwar bessere Werte im aktiven Wortschatztest, ein statistisch signifikanter Unter¬schied zur Kontrollgruppe wurde aber nur für die „Wortschatzsammler“-Gruppe 12 Monate nach Abschluss der Intervention gefunden. Während vor allem Kinder mit guten kognitiven Fähigkeiten von der allgemeinen Sprachförderung in der Kontroll¬gruppe profitierten, waren in den beiden Experimentalgruppen die Fortschritte im aktiven Wortschatzwachstum unabhängig von Faktoren wie nonverbaler Intelligenz oder Kapazität des phonologischen Arbeitsgedächtnisses. In dieser randomisierten und kontrollierten Interventionsstudie konnte somit gezeigt werden, dass lexikalische Strategietherapie bereits mit Kindern im Alter von vier Jahren umsetzbar ist. Es finden sich erste Belege dafür, dass sie der Effektivität der traditionellen Elaborationstherapie überlegen ist.
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Motsch, H.-J., Brüll, T. (2009): Der Wortschatz-Sammler: Interventionsstudie zum Vergleich lexikalischer Strategie- und Elaborationstherapie. In: Vierteljahresschrift für Heilpädagogik u.i.N. (VHN) 4, 346-347.
Ulrich, T. (2012): Effektivität lexikalischer Strategietherapie im Vorschulalter. Eine randomisierte und kontrollierte Interventionsstudie. Aachen: Shaker.
2) Abgeschlossenes Teilprojekt: Randomisierte und kontrollierte Interventionsstudie mit Schulkindern (WES)
gefördert durch das ZMI (Zentrum für Mehrsprachigkeit und Integration der Bezirksregierung Köln, der Stadt Köln und der Universität zu Köln)
Verantwortlich: Univ.-Prof. i. R. Dr. H.-J. Motsch
Projektkoordination: Dr. Dana-Kristin Marks
unter Mitarbeit von: stud. päd. Okan Demircan, stud. päd. Anne Kothe, stud. päd. Evelyn Kunath, stud. päd. Kristina Machalz, stud. päd. Frederike Mey, stud. päd. Paulina Mondovits, Dipl. päd. Sabine Müller, stud. päd. Ingrid Schmickler und 11 Förderschullehrerinnen und Förderschullehrern der Interventionsschulen
Kooperationspartner: 12 Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Sprache in NRW
Laufzeit: 2012-2015
Effektivität der „Wortschatzsammler“-Strategietherapie im Einzel- und
Kleingruppensetting bei ein- und mehrsprachigen Schülern:
Die nachgewiesene Wirksamkeit der „Wortschatzsammler“-Therapiemethode im Vorschulalter (vgl. Outcome Motsch & Ulrich, 2012; Ulrich, 2012) liefert den Anlass, die Effektivität dieses Konzepts für die nachfolgende Altersgruppe der Schulkinder zu überprüfen. Da in diesem Alter die Peer Group eine immer wichtigere Bezugsgröße wird, soll die Frage nach dem Nutzen des Lernens in kleinen Gruppen (am Modell Gleichaltriger) einbezogen werden. Zunehmend dringlicher wird auch die Frage nach effektiven Behandlungsmöglichkeiten bei lexikalisch gestörten, mehrsprachig aufwachsenden Kindern. Bislang findet sich gerade für diese Klientel nur eine unzureichende Datenbasis. Theoretisch betrachtet ist durch einen strategieorientierten Therapieansatz sogar ein größerer Profit zu erwarten als bei den einsprachigen Kindern. Das Forschungsprojekt beschäftigte sich folglich mit der Effektivität der „Wortschatzsammler“-Therapie im Schulalter und verglich die Effektivität des Einzelsettings gegenüber dem Kleingruppensetting sowie die Effektivität dieser Therapiemethode bei ein- und mehrsprachigen Schülern. Neben Generalisierungseffekten auf ungeübtes Wortmaterial im Deutschen sollten auch Transferleistungen auf Satzebene und die nicht-deutsche Sprache erfasst werden.
Methode:
Die randomisierte und kontrollierte Interventionsstudie (RCT, N=157) evaluierte von Dezember 2012 bis Oktober 2013 die Effektivität des für das Schulalter adaptierten Therapiekonzepts „Der Wortschatzsammler“ (Motsch, 2008). Die Effekte dieser lexikalischen Strategietherapie (EG) wurden in einem Prä-Post-Test-Design (T1 – Intervention - T2) mit denen einer nicht spezifischen Strategietherapie (KG) verglichen. Durch einen Follow-Up-Test (T3) vier Monate nach Interventionsabschluss sollten mögliche (langfristige) Generalisierungseffekte nachgewiesen werden. Insgesamt nahmen 157 Schüler mit dem Förderschwerpunkt Sprache aus NRW an der Studie teil, deren Therapiebedürftigkeit im lexikalischen Bereich über den WWT 6-10 (Glück, 2011) ermittelt wurde. Die Probanden waren zu Interventionsbeginn im Durchschnitt 9;6 Jahre alt (SD=.23), 31,2% waren weiblichen Geschlechts. Die teilnehmenden Schüler wurden randomisiert zwei Untersuchungsgruppen zugeordnet: einer Kontrollgruppe (n=79) und einer Experimentalgruppe (n=78). In beiden Untersuchungsgruppen stellen mehrsprachig aufwachsende Kinder die Hälfte der Probanden dar (jeweils 39, insgesamt 78 Kinder). Nach der Randomisierung befanden sich in der EG 14, in der KG 12 türkisch-deutschsprachige Schüler. Die Schüler der Kontrollgruppe erhielten weiterhin regulär den ihnen zustehenden sprachtherapeutischen Unterricht an der Förderschule. Die Kinder der Experimentalgruppe erhielten über den sprachtherapeutischen Unterricht hinaus Therapiesitzungen mit der zu evaluierenden Behandlungsmethode. Die Experimentalgruppe wurde noch in zwei Untergruppen eingeteilt (ebenfalls randomisiert): in 40 Einzeltherapien (EG 1) und 19 Kleingruppentherapien (EG 2, n=38 Schüler).
Die Intervention erfolgte im Anschluss an die Auswahldiagnostik in den Förderschulen über einen Zeitraum von 5 Monaten einmal wöchentlich (30 Minuten im Einzelsetting, 45 Minuten im Kleingruppensetting) und umfasste 20 einzelne Therapiesitzungen mit dem „Wortschatzsammler-Konzept“ für das Schulalter (Motsch et al., 2015). In den ersten beiden Interventionswochen fanden zwei Einheiten pro Woche statt, um die neuen lexikalischen Strategien und deren Gebrauch hochfrequent anzubieten.
Der Therapieeffekt wurde über den Vergleich der erhobenen lexikalischen Leistungen vor, direkt nach und vier Monate nach Interventionsabschluss erfasst (WWT 6-10 deutsch, Subtest „Handlungssequenzen“ aus dem SET 5-10, für eine Teilstichprobe: Subtest 1 „Analogien bilden“ und Subtest 2 „Wortschatz“/Teil-Ganzes-Relationen aus dem P-ITPA). Die Ermittlung von Transfereffekten bei Mehrsprachigkeit, hier exemplarisch auf die türkische Sprache bezogen, erfolgt über die erneute Erhebung der lexikalischen Leistungen im WWT 6-10 türkisch (expressiv und rezeptiv) zum Zeitpunkt T3.
Ergebnisse:
Die Probanden, die die Strategietherapie erhalten haben, konnten ihre lexikalischen Leistungen auf Wort- und Satzebene (Benennleistungen, Assoziations-, Satzergänzungs- und Satzverständnisleistungen) signifikant bis höchst signifikant verbessern. Da es keine Überschneidungen des Therapiewortschatzes mit den Zielitems der Testverfahren gab, kann hier von einem Generalisierungseffekt auf ungeübtes Wortmaterial ausgegangen werden. Dieser Effekt ist vier Monate nach Abschluss der Intervention nachweisbar und kann damit als langfristig bezeichnet werden. In der Gegenüberstellung zur weiterhin geförderten Kontrollgruppe verzeichnete die Experimentalgruppe dabei nicht nur einen vergleichbar guten Leistungszuwachs, sondern ist dieser auch in den verschiedenen Feststellungsverfahren statistisch signifikant überlegen (eine Ausnahme: im UT1 P-ITPA findet sich lediglich eine deskriptive Überlegenheit). Mehrsprachige Schüler profitierten in mindestens gleichem, tendenziell sogar in höherem Maße von der Strategietherapie als ihre monolingualen Peers und konnten sich so dem Niveau der monolingual deutschsprachigen Kinder zunehmend annähern. In beiden Therapiesettings, Einzeltherapie und Kleingruppentherapie, verbesserten sich die Schüler hinsichtlich ihrer Wortschatzleistungen in etwa gleichem Maße. Auch die mehrsprachigen Schüler profitierten in beiden Settings, tendenziell mehr in einer Kleingruppentherapie (insbesondere bzgl. des Leistungszuwachses in der Bildbenennleistung (T-Wert, WWT 6-10 expressiv). Der Profit war dabei unabhängig vom sprachlichen Hintergrund des Gruppenpartners. Bei den einsprachigen Schülern profitierten interessanterweise einsprachige Schüler wesentlich mehr vom Kleingruppensetting, wenn ihre Partner mehrsprachig waren, als wenn sie gemeinsam mit anderen einsprachigen Kindern therapiert wurden. Die Übernahme des Therapiekonzepts in, im schulischen Rahmen übliche, Förderstunden mit Kleingruppen (n=2) kann demzufolge empfohlen werden. Darüber hinaus zeigten sich bei den türkisch-deutschsprachigen Probanden der Experimentalgruppe größere Effekte im Leistungszuwachs des expressiven und rezeptiven türkischen Wortschatzes und im Leistungszuwachs in beiden Sprachen (deutsch plus türkisch) als in der Kontrollgruppe, was auf die gewünschten cross-linguistische Transfereffekte auf die L1 der monolingual deutschsprachigen Strategietherapie hinweist.
Für zukünftige Studien wäre es denkbar, einen noch stärkeren Fokus auf die Kooperation mit den (ein- und mehrsprachigen) Bezugspersonen zu legen und so die Transfereffekte noch weiter zu erhöhen. Ebenso wäre es von Forschungsinteresse, die Anwendung der gelernten Strategien in alltäglichen Kommunikationssituationen zu evaluieren.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse dieser Interventionsstudie, dass mit dem neuen Therapieformat des Wortschatzsammlers für das Schulalter eine gute Nachfolge des Vorschulalter-Konzepts entwickelt wurde, welches auch noch die älteren, ein- und mehrsprachigen, Grundschüler (Drittklässler) anspricht. Gemeinsam mit den Erkenntnissen aus der vorangegangenen Interventionsstudie (Motsch & Ulrich, 2012) lässt dies den Schluss zu, dass die „Wortschatzsammler“-Therapie sowohl für den Vorschul- als auch den gesamten Primarstufenbereich ein effektives Behandlungskonzept bei lexikalischen Störungen darstellt.
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Marks, D-K. (2017): Der „Wortschatzsammler“ im Grundschulalter – Effektivität der lexikalischen Strategietherapie bei ein- und mehrsprachigen Schulkindern. In: Paier, A. (Hrsg.): Lebensmittel Sprache. Spezifische Sprach-, Kommunikations- und Interaktionsförderung im Spannungsfeld Interdisziplinarität, Österreichische Gesellschaft für Sprachheilpädagogik. Sprachheilpädagogik: Wissenschaft und Praxis, Band 7. Wien: Lernen mit Pfiff. S. 229-238.
Marks, D-K. (2017): Der „Wortschatzsammler“ im Grundschulalter – Einblicke in die lexikalische Strategietherapie für ein- und mehrsprachige Kinder mit lexikalischen Störungen. In: Paier, A. (Hrsg.): Lebensmittel Sprache. Spezifische Sprach-, Kommunikations- und Interaktionsförderung im Spannungsfeld Interdisziplinarität, Österreichische Gesellschaft für Sprachheilpädagogik. Sprachheilpädagogik: Wissenschaft und Praxis, Band 7. Wien: Lernen mit Pfiff. S. 239-250.
Marks, D.-K. (2017): Effektivität lexikalischer Strategietherapie im Grundschulalter unter besonderer Berücksichtigung mehrsprachig aufwachsender Kinder Adaption des „Wortschatzsammler“-Konzepts und Evaluation im Rahmen einer randomisierten und kontrollierten Interventionsstudie. Dissertationsschrift, Universität zu Köln. Aachen: Shaker.
Motsch, H.-J., Marks, D.-K. (2013): Effektivität lexikalischer Strategietherapie im Schulalter. RCT mit ein- und mehrsprachigen Kindern. In: Vierteljahresschrift für Heilpädagogik u.i.N. (VHN) 2, 160-161.
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Zimmermann, P. (2009): Strategietherapie bei Vorschulkindern mit lexikalischen Störungen. Eine explorative Pilotstudie. Unveröff. Diplomarbeit. Köln: Universität zu Köln.